Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

japanischer Hausgarten mit Steinlaternen. 
Die 
Gartenkunst. 
nsere Schilderung der Häuser und Tempel der Japaner würde 
l I unvollständig bleiben, wenn wir nicht gleich daneben des von 
dem Wohnhause unzertrennlichen Hausgartens und der öffent- 
lichen Parks in den Tempelgehegen gedachten. 
Wie in der chinesischen Gartenkunst ist die Nachahmung der 
Natur auch der Gfundzug des japanischen Gartens. Welches immer 
die Grundsätze alter chinesischer Philosophie über die Harmonie der 
Natur sein mögen, denen jener Grundzug seine theoretische Begründung 
verdanken soll, sicher ist," dais die aus ihnen abgeleiteten Regeln in 
Japan von feinfühlenden Beobachtern entwickelt wurden, die sich der 
Eindrücke der Natur auf die Menschenseele wohl bewufst waren. Sollte 
auch der japanische Garten ein Mikrokosmos sein, welcher verschiedene 
Charakterzüge der grofsen Natur umfafst, so blieb ihm doch jene 
Bizarrerie erspart, welche in der alten chinesischen Gartenkunst die 
verschiedensten Dinge zu Gegensatz -Wirkungen ausnutzte und im Bunde 
mit der Empfindsamkeit den englisch-europäischen Gärten der zweiten 
Hälfte des vorigen Jahrhunderts ihren Charakter aufprägte. 
Schon die japanische Bezeichnung des Gartens als San-suz, d. h. 
Berg und Wasser, deutet seinen Grundzug an. Auf beschränktem Raum 
mag dessen Befolgung zu Spielereien führen, doch kennt der Japaner, 
wo der Raum es gestattet, auch grofse parkähnliche Anlagen. 
BRINCKLIANN, Kunst und Handwerk in Japan. 6
	        
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