Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

Baukunst 
Die 
Dienste 
des 
Cultus. 
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dieses Gehege durch einen Thorweg unterbrochen, dessen reiches 
Schnitzwerk und geschmackvolle Farbenpracht Alles bisher gesehene 
womöglich noch übertreffen. Die Abbildung macht diese Anlage deut- 
lich. Man sieht auf ihr rechts und links von dem Kunz-man, das „China- 
Thor" genannten Thorweg Theile der Mauer; über dieser die Pfosten 
mit den Querbalken. Letztere sind mit einem regelmäfsigen Grund- 
muster aus Rosetten in geradlinigen Sechsecken bemalt und an den 
Enden mit Metallkapseln verwahrt. Die zwischen der Mauer und dem 
ersten Querbalken, zwischen diesem und dem zweiten Querbalken, 
zwischen letzterem und dem Dache befindlichen, seitlich durch die 
Pfosten begrenzten Felder sind mit reichem Schnitzwerk ausgefüllt. Die 
unteren, etwa sechzehn Zoll hohen Friese stellen von allerlei Geflügel 
belebtes Wasser dar; zur Linken des Thores erkennt man fliegende 
Gänse, zur Rechten bis an den Leib im Wasser stehende Stelzvögel. 
In den mittleren, etwa fünf Fufs hohen Feldern sind gitterartig durch- 
brochene, vergoldete Fülltafeln mit farbigen Blumen-Einfassungen in 
schwarzgelackten Rahmen angebracht. Die oberen, etwa sechzehn Zoll 
hohen Friese stellen von Land-Vögeln belebte blühende Sträucher dar. 
All" dieses Zierwerk ist bei grofser Zartheit mit meisterlich sicherem 
Schnitt ausgeführt und erglüht in den schönsten harmonisch gestimmten 
Farben. 
Fünf Stufen führen empor zu der Thoröffnung in dieser her- 
lichen Mauer. Lebensvoll gemeifselte Drachen umschlingen ihre äufseren 
Holzsäulen, deren Häupter über grofsen Büscheln von Chrysanthemum- 
Blüthen die Consolen-Krone tragen, auf Welcher der Spannriegel des 
Dachgiebels lagert. Auf den Thürpfosten Wachsen knorrige Mumie- 
Bäume empor, deren blühende Zweige sich von beiden Seiten über den 
Sturz ausstrecken. Der Fries über dem Sturz zeigt uns einen feier- 
lichen'Zug von Göttern, darüber das metopenartig abgetheilte Glied 
reizende Gruppen Wachsender Wasserpflanzen, der Spannriegel aber 
ist gleich den Querbalken der Mauer, als structiv thätiges Glied in 
richtigem Gegensatz zu den Füllungen nur mit einem regelmäfsi gen Grund- 
muster geziert, seine Enden stecken in getriebenen Metallkapseln. Das 
Dreieck über dem Spannriegel bietet wieder reichem figürlichen 
Schnitzwerk Raum. Die geschweiften Giebelbalken, welche dasselbe 
einrahmen, sind wie alle übrigen Pfosten und Sparren mit Metall vor- 
geschuht; auf ihnen entlang ringeln sich grimme Drachen, zwischen denen 
in der Spitze des Giebels das Wappen der Tokugawa mit seinen drei 
von dem Rande eines Kreises nach innen wachsenden AwozlBlättern 
prangt, wie solches kleiner auch auf jedem der Stirnziegel zu sehen, 
Welche die Reihe der halb walzenförmigen, die Fugen der Hohlzziegel 
rippenartig deckenden Ziegel des geschweiften Daches abschliefsen.
	        
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