Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

Die 
Baukunst im 
Dienste 
des 
Cultus. 
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mit einer steinernen Brüstung eingefafster Hof erschliefst sich unseren 
Blicken. Glockenthürme und eherne Denkmäler schmücken ihn, dar- 
unter ein vom König der Riukiu-Inseln gestifteter Leuchter, eine vom 
König von Korea im ]ahre 1642 gewidmete Glocke, Laternen aus 
Korea, grofse Leuchter europäischer Herkunft, Gaben der Holländer 
oder Portugiesen, Reihen aus Erz oder Eisen gegossener oder steinerner 
Laternen, Widmungen japanischer Fürsten, hundertundachtzehn an der 
Zahl, das Alles umwachsen von hundertjährigen Bäumen. 
Eine dritte Treppe von dreizehn Stufen und wir stehen auf der 
Plattform, auf Welcher sich das prachtvolle, Yo-meineozz genannte Thor 
in zwei Geschossen erhebt. Die sein Dach tragenden Holzsäulen sind 
mit geschnitztem regelmäfsigem Grundmuster, über welches blumen- 
gefüllte Runde verstreuet sind  Wieder eine Erinnerung an ursprüng- 
liche Teppich-Umkleidung  geschmückt und Weifs bemalt. Dafs 
dieses Muster einmal auf dem Kopfe stehend angebracht worden, er- 
klärt sich der Japaner aus der Absicht des Künstlers, durch einen frei- 
willigen Fehler sein Werk zu verunstalten, um nicht durch eine allzu 
vollkommene Schöpfung Unheil über das Haus der Tokugawa herauf- 
zubeschwören. Ueber diesen Säulen springen weifse, löwenartige 
Ifirzäz mit halbem Leibe aus den auf den Säulen liegenden Balken 
hervor, Welche letzteren Wieder mit kleineren Kirin in hocherhabener 
Arbeit geziert sind. Dieselben fabelhaften Thiere tragen als oberste 
Glieder der über den Balken in Stufenreihen aufsteigenden Consolen 
den Umgang des Obergeschosses mit seiner reich durchbrochenem Brust- 
Wehr. Hinter letzterer stützen weifse Säulen den zweiten Weifsen Quer- 
balken mit den vorspringenden lfylzäz, über Welchen goldene Drachen- 
köpfe mit rothen Rachen das geschweifte, an den Ecken mit Zierglocken 
behängte Dach tragen. Rechts und links dehnen sich Kreuzgänge aus, 
deren Wände mit geschnitzten und in den natürlichen Farben bemalten 
Bäumen, Blumen und Vögeln geschmückt sind. 
Durch das Y0-1Izez' mon betreten wir den dritten Hof, den auf 
drei Seiten offene Kreuzgänge, auf der vierten eine hohe, gegen den 
Abhang des Hügels gelehnte, die ganze Anlage rückwärts abschliefsende 
Steinmauer umgrenzen. Von den Gebäuden dieses Hofes rechts vom 
Eingang dient das eine zur Aufführung der Kagura-Tänze, das andere 
zu besonderen, mit der Verbrennung von Cedernholz verknüpften Ge- 
betsverrichtungen. Ein Gebäude links vom Eingang enthält die Wagen, 
welche alljährlich am ersten Juni in den feierlichen Umzügen zu Ehren 
der zu Kamis erhobenen Helden Yeyas, Hideyoshi und Yoritomo mit- 
geführt werden. Inmitten des Hofes umschliefst das T ama-gaki ge- 
nannte Gehege den vierten und letzten der Höfe. 
Dieses Gehege besteht von aufsen gesehen aus einer massigen
	        
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