Die
Baukunst
Dienste
des
Cultus.
Mannes das klassische Beispiel einer Tempel-Anlage, welche, obwohl
dem Grundgedanken nach shintöistisch, alle Herrlichkeiten der bud-
dhistischen Bau- und Zierkunst auf das schönste und reichste entfaltet
zeigt. Leider sind auch die Nikko -Tempel theilweise "purificirt"
worden!
Der Weg zu den Nikko-Tempeln kreuzt den zwischen Felsen
rauschenden Daiya-gawa. Zwei Brücken führen hinüber, die eine, aus
rothgelacktem Holzwerk auf Steinpfeilern, hebt sich prächtig von dem
grünen Dunkel der Cryptomerien am jenseitigen Ufer. Geschlossene
Thore an beiden Enden Wehren den Uebergang, denn seit ihrer Er-
bauung im Jahre 1638, jllzlNaskz; die Brücke schlechthin genannt, wurde
sie nur vom Shögun, wenn er an dem Grabe seines Ahnherrn beten wollte,
überschritten und auch jetzt noch öffnen sich ihre Thore nur zweimal
im jahre den Pilgern. Eine Strecke stromabwärts spannt sich eine
bescheidenere Brücke für den Alltagsverkehr über den Flufs. jenseits
steigen wir durch den Cryptomerienhain an Klostermauern entlang den
Abhang hinauf, vorüber an einer den drei Buddhas Amida, Nio-rai und
Kwan-non in doppelter Gestalt geweihten Tempelhalle, neben welcher
sich ein eigenthümliches ehernes Denkmal erhebt, das im Jahre 1643
dem Yeyas errichtet worden ist. Es besteht aus einer zwölf Meter
hohen Erzsäule, welcher vier halb so hohe und mit ihr durch wage-
rechte Erzbalken verbundene Säulen als Streben dienen. Oben auf
der Säule erheben sich übereinander sechs, in eine Knospe endigende
Lotoskelche, von deren Blumenblättern Glöckchen herabhängen. Am
Haupt der Säule, dicht unter dem ersten Lotoskelche erglänzt das
goldene Wappen der Tokugawa. Breite Stufen führen weiter hinauf
zwischen niedrigen Steinwällen durch eine Cryptomerien-Allee bis zu
einem schmucklosen granitenen Galgenthor nach Art der Torii der
Shintö-Tempel. Die Inschrifttafel, welche Jahrhunderte hindurch in der
Mitte des steinernen Querbalkens dem Nahenden den göttlichen Namen
des Yeyas: T oslzo-Dai-Gongen kündete, hat jetzt den Puristen der
Staatsreligion Weichen müssen. Verwitterte, bemooste Steinlaternen
empfangen den Eintretenden, geradeaus führt ein mit Steinplatten be-
legter Weg zu der steinernen Treppe, welche von dem nThor der
zwei Könige", ZVi-o man, gekrönt wird; zur Linken erhebt sich die
berühmte Pagode mit ihren fünf Geschossen unter ebensovielen ge-
schweiften, Weitschattenden Dächern von achtzehn Fufs Seitenlänge zu
einer Höhe von über hundert Fufs. Die Geländer der jedes Geschofs
umgürtenden Balkone, die zahlreichen Consolen der Dächer leuchten
in vielfarbiger Bemalung.
Der Thorweg, den wir durchschreiten um in den ersten der
vier am Abhang des Berges terrassenartig aufsteigenden Tempelhöfe