Die
Baukunst
Dienste
des
Cultus.
mit dem neuen aussöhnte, indem er die Kamis als neue Erscheinungs-
formen des Buddha in Japan erklärte, da gewann der bis dahin vor-
wiegend von den literarisch Gebildeten angenommene Buddhismus auch
für die unteren Schichten des Volkes eindringliche Bedeutung.
Der japanische Buddhismus gehört wie der chinesische der
Schule Makäyana oder der "grossen Entwickelung" der Lehre Gau-
tama's an. Er hat sich aber eine gröfsere Reinheit bewahrt und ist
viel weniger als in China mit Aberglauben, Wahrsagerei, Zauberkünsten
und mystischem Treiben durchflochten. Er verabscheut sogar, um
irdischer Vortheile willen zu den Buddhas und den Göttern zu beten.
Sein Einflufs auf die bildende Kunst der Japaner war von tief-
gehender Bedeutung. Im Gegensatz zum reinen Shintö gab er seinen
Göttern leibliche Gestalt; nach seinem Vorbilde wurden die Buddhas
die vornehmsten Gegenstände monumentaler Bildhauerkunst; sein reich-
entwickelter, prunkender Gottesdienst führte zu umfangreichen Pracht-
bauten, für welche sich auf dem Boden der nationalen Religion eben-
sowenig ein Bedürfnifs gefunden hätte, wie für einen von dem übrigen
Volke abgesonderten Priesterstand.
Der Shintö kennt im Gegensatz zum Buddhismus keine Vereini-
gung der Gemeinde zum Gottesdienst und keine Predigt vor versam-
melter Gemeinde. Der dem Heiligthum der Gottheit Nahende giebt
sein Kommen zu erkennen, indem er in die Hände klatscht oder das
vor der Eingangsthür an einer Glocke oder Schelle hangende Seil zieht,
opfert eine kleine Münze, zu deren Aufnahme eine vergitterte Lade
bereit steht und trägt für sich allein dem unsichtbaren Gotte sein
Gebet vor. Bei so einfachem Ritus wurden die Priester des Shintö,
deren Hauptaufgabe die Instandhaltung des kleinen Heiligthums, die
Darbringung der täglichen Trank- und Speise-Opfer und die Leitung
und Veranstaltung der Kagura-Tänze War, weder so zahlreich noch so
mächtig, wie diejenigen des Buddhismus. Jene waren auch nicht wie
diese zur Ehelosigkeit gezwungen; sie lebten in der Ehe, konnten
jederzeit in den Laienstand zurücktreten und vererbten ihre an bestimmte
Tempel gebundenen Aemter auf ihre Söhne. Bei feierlichen Anlässen,
u. A. am Tage der Geburtstagsfeier des kaiserlichen Ahnherrn jimmu-
Tennö waltete der Mikado persönlich des hohenpriesterlichen Amtes.
Die reichgegliederten Riten des Buddhismus, Welche in den
Aeufserlichkeiten vielfache Anklänge an die Riten des katholischen
Christenthums darbieten, gaben dagegen einer zahlreichen Priesterschaft
Beschäftigung. Zugleich hatte die der Buddha-Lehre entspriefsende
Neigung zur Weltentfremdung und Kasteiung die Gründung und Be-
völkerung zahlreicher Klöster im Gefolge. Die Mönche legten das
Gelübde der Armuth, der Keuschheit und des Gehorsams gegen ihre