Die
Baukunst
Dienste
des
Cultus,
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Der Buddhismus, Welchen der wiederbelebte Shintöismus zurück-
zudrängen versucht, ist aus seiner indischen Heimath über China und
Korea nach Japan gelangt. Die durch Gautama, den weisen Asceten
der Qäkyas, den nachherigen Buddha Qzikya Mouni um 600 v. Chr.
in der brahmanischen Welt hervorgerufene Spaltung hatte eine Zeit
lang den Brahmanismus mit völliger Verdrängung bedroht, weil Gautama
in einer Zeit, WO die Tyrannei des brahmanischen Kastengesetzes im
bürgerlichen Leben ebenso unerträglich geworden war wie die Lehre
von der endlosen Seelenwanderung auf religiösem Gebiete, die Kasten
unterdrückte, die Möglichkeit, durch reinen Wandel sich dem Zwange
der Seelenwanderung zu entziehen, behauptete und neue grofse Ideen der
Nächstenliebe verkündete.
Nach Gautama's Lehre giebt es keinen Schöpfer. Die Welt, die
von Anbeginn gewesen und ewig sein wird, durchschreitet unter der
Gewalt der Naturgesetze Vier Stufen, die der Bildung, der Entwickelung,
des Verfalles und der Zerstörung, welcher nach einer Zeit der Ruhe
im Chaos eine Stufe neuer Bildung folgt, und so fort in ewigem
Wechselgange. Die menschliche Seele ist unsterblich und nur zeit-
weilig an die von ihr unterschiedene Materie gebunden; in den Strudel
des Lebens fortgerissen erduldet sie Reihen von Daseinsformen unter
mehr oder minder glücklichen Verhältnissen, die alle durch die Thaten
der Seele in einem früheren Dasein mit Schicksalsgewalt bestimmt
werden. Die schuldige Seele wird wiedergeboren im Leibe von Dä-
monen oder Thieren oder verfällt der Hölle. Sie wird aber in dieser
nicht ewig festgehalten, sondern kann geläutert nochmals und wieder-
holt die Stufenleiter beginnen. Aus tugendhaftem Leben schwingt sich
die Seele endlich bis zum höchsten Range eines Buddha empor. Wer
hier, im Mizrwma, angelangt ist, kann" nicht wiedergeboren Werden;
ein Buddha, d. h. ein Erleuchteter geworden, ist er frei von den Erden-
banden und lebt in einem seeligen Zustande Völliger Aufhebung der
Bedingungen des stofflichen Daseins und des von ihnen unzertrennlichen
Uebels, ohne jedoch als Persönlichkeit der Auflösung zu verfallen;
aber erst Diejenigen, welche sich nicht mit dem im Nirwana erreichten
eigenen Heil begnügen, sondern ihren Brüdern zu gleicher Vollkommen-
heit zu verhelfen streben, sind vollkommene Buddhas. Unsterblich,
aller menschlichen Schwächen ledig, suchen sie den tiefer stehenden
Wesen durch Einflöfsung guter Gedanken und durch Kräftigung ihres
Willens die Befreiung von den Banden des Stoffes und den Aufstieg
zum Gipfel des Nirwana zu erleichtern. Ihre Macht erstreckt sich auch
auf die Natur, deren gesetzliches Wirken sie ablenken und zeitweilig
aufheben können, ohne jedoch jemals schöpferisch wirksam zu werden.
Während der Buddhismus aus seinem indischen Heimathlande von