Die
der
Wohnung
Japaner.
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Gemach von dem Grundrifs eines doppelten Quadrates an drei Seiten
mit Wandelgängen [Vi-Kawa umgeben wurde. Diese Gange
betrat man von der Veranda durch die geöffneten Slzcjz" oder von den
anstofsenden Gernächern durch die beiSeite geschobenen Fusuma. Schiebe-
wände oder in die Oeffnun gen gehängte Rollmatten grenzten den Umgang
gegen das innere Gemach ab, welches in zwei quadratische Abtheilungen
zerfiel, deren eine, jo-dcm genannt, an ihrer festen Rückwand das
T okonama mit dern Ckzgazldana zeigte und um drei oder vier Zoll
über den Boden der anderen, ringsum offenen, in gleicher Höhe mit
den Wandelgängen liegenden, Ge-dan genannten Abtheilung erhöht war.
Bei den feierlichen Empfängen, Wie sie oft in den Bilderbüchern dar-
gestellt werden und in den letzten unkriegerischen Jahrhunderten als
die wichtigsten Begebnisse im öffentlichen Leben des Lehens- "und
Schwertadels hervortreten, safs der Daimio in höchst würdevoller
Haltung im fo-dan, beiderseits in den [Vzlkawa waren seine Hofbeamten
ihrem Range gemäfs aufgestellt und im Ge-dzm machten die zum Em-
pfange zugelassenen Besucher ihre Schuldigen Verbeugungen. Fürsten
vom höchsten Range wie der Shögun würdigten den Besucher oft
nicht einmal ihres vollen Anblickes; halb oder zu drei Viertheilen her-
abgelassene Rollvorhänge zwischen dem fo-dem und Ge-dan hüllten
das Innere des ersteren Gemaches in geheimnifsvolles Dunkel, aus dem
unten nur die pornphaft aufgebauschten Prachtgewänder des Fürsten
hervorleuchteten.
Auch in der Hauptstadt Yedo wurden die gartenumgebenen
Gebäude, Yaskzläz, in welchen die Daimios bei ihrem vorgeschriebenen
zeitweiligen Aufenthalt am Sitze ihres obersten Lehensherrn, des Shögun,
Hof hielten, mit Mauern umhegt, deren festungsartiger Eindruck noch
durch thurmartig überragende oder erkerartig vorspringende, mit
kleinen schartenähnlichen Oeffnungen versehene Anbauten für die
kriegerische Gefolgschaft verstärkt wurde. Viele dieser jetzt verfallenden
Mauern zeigen auf der Strafsenseite eine übers Eck geschachte Musterung,
welche durch flache quadratische Ziegel bewirkt wurde, die man mit
Bambusnägeln auf die Bretterverschalung des Balkenwerkes der Mauern
befestigte und mit Mörtel so ausfugte, dafs die Nagellöcher bedeckt
wurden und der Mörtel als dicker Rundstab über die Fugen vortrat.
Die Schlösser der Daimios an den Sitzen ihrer Herrschaft, 514m,
erinnern durch ihre Lage auf steil aufragenden, von- Wassergräben
umzogenen Felsen und die malerische, den Zufälligkeiten des Bodens
folgende Vertheilung ihrer Baulichkeiten vielfach an unsere mittel-
alterlichen Burgen. Mit der Macht des Lehensadels sind jetzt auch
seine Burgen gebrochen oder Zwecken des Fabriläbetriebes oder
staatlicher Verwaltung dienstbar gemacht, Welche mit ihrer Gefolg-
BRINCKMANN, Kunst und Handwerk in Japan. 4