Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

Kunst 
und 
Handwerk in 
Japan. 
suchen ist, und dafs sie dieser und denjenigen Anforderungen, zu welchen 
tausendjährige Gewöhnung im täglichen Leben geführt hat, in voll- 
kommener Weise entspricht. Zweifel, dafs dem anders sei, müfsten 
schon durch die Erinnerung an den so hoch entwickelten, uns bei den 
bescheidensten Geräthen oft in Erstaunen setzenden Zweckmäfsigkeits- 
Sinn der Japaner erschüttert Werden. 
Für die Frage des Comforts kommt in Betracht, dafs der Japaner 
durchweg abgehärteter ist, als der Europäer; im Sommer lebt er am 
liebsten ganz im Freien, die Winterliche Kälte ficht ihn wenig an, vor 
Allem hat er ein dringenderes Bedürfnifs nach frischer Luft. Was er 
von seinem Hause verlangt, ist Schutz gegen die Feuchtigkeit des Erd- 
bodens, gegen die häufigen und starken sommerlichen Regen, Schutz 
gegen den Sonnenbrand und freiester Luftwechsel. Bei guter Witte- 
rung will er Licht und Luft durch keine Wände beschränken, sondern 
voll durch seine Wohnräume fluthen lassen. Dazu kommt noch die Er- 
innerung an häufige Erdbeben, welche es rathsam machen, den Bau nicht 
allzu fest mit dem trügerischen Grunde zu verbinden, und die Seltenheit 
guter Hausteine bei grofsem, freilich durch den Raubbau in den alten 
Wäldern rasch schwindendem Reichthum an trefflichen Bauhölzern. 
So kommt der Japaner dazu, sein Haus unabhängig vom Boden 
hinzustellen, die hölzernen Pfosten nicht in die Erde einzurammen, 
wohl aber sie durch untergelegte roh behauene Steinblöcke  D0dazkbz' 
 vom feuchten Grunde abzusondern, und statt die Wohnungen zu 
unterkellern, erhebt er sie pfahlbautenähnlich um mehrere Fufs über 
den Erdboden. Die Pfosten werden durch Querbalken, welche unten 
die Bretterlagen des Fufsbodens, oben das Dachgebälk tragen, ver- 
bunden. Zwischen den unteren Querbalken und besonderen, etwa sechs 
Fufs über ihnen eingesetzten Querbalken, den ffamoz, gleiten in Rinnen 
bewegliche Schiebewände, die Slzojz". Ein Verband mittelst diagonaler 
Sparren findet sich nicht; die senk- undwagerechten Balken sind auf 
das sorgfältigste in einem eigenartigen Feder- und Nuth-Verbande zu- 
sammengefügt, welcher unseren geschicktesten Möbeltischlern Ehre 
machen Würde. Das schwere, mit Ziegeln, Stroh oder Schindeln be- 
deckte und im letzterenFalle bisweilen mit schweren Steinen nach 
Schweizer Art belastete Dach ragt, um den Regen abzuleiten, weit 
über die Umfassungswände vor. Unter dem Ueberhang zieht sich in 
der Regel an allen freistehenden Seiten, mindestens aber an der Garten- 
seite, in gleicher Höhe mit dem Fufsboden der Zimmer ein Veranda- 
ähnlicher Umgang hin, der im Sommer durch Herausnahme der Slzojz? 
die anstofsenden Stuben zu vergröfsern fgestattet, im Nothfalle, des 
Nachts und zur Winterszeit durch Einsetzen äufserer Schiebewände  
Arzzado  abgesperrt werden kann.
	        
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