Kunst
und
Handwerk
Japan.
Auch der Schwede Karl Peter Thunberg, Welcher nahezu ein
Jahrhundert nach Kämpfer, ebenfalls als Arzt der holländischen Factorei
zu Deshima die Japaner kennen lernte, urtheilt, dafs ihre guten Eigen-
schaften ihre schlechten überragen. Er lobt sie als thätig, enthaltsam,
sparsam, rechtschaffen und muthvoll, kann ihnen aber den Vorwurf
des Aberglaubens, des Stolzes und des Mifstrauens gegen Fremde nicht
ersparen, welches letztere freilich oft begründet genug sei. Gerecht, stolz
und muthig, sind sie unerbittlich gegen ihre Beleidiger. Rachsucht ist
die Triebfeder vieler ihrer Handlungen, ihr Zorn macht sich aber nicht
unnütz nach Aufsen Luft, sie verschliefsen ihn in sich, bleiben äufser-
lich höflich gegen den Feind, Warten aber unerschütterlich die Stunde
der Rache ab, ein Charakterzug, welchen wir auch als treibende
lMacht in der politischen Geschichte und in dem Drama des japanischen
Volkes wiedererkennen werden.
Siebenzig Jahre später erwacht in dem Deutschen H. Maron,
einem Begleiter der preufsischen Expedition nach Ostasien, die Be-
geisterung auf's Neue, mit welcher Kämpfer das japanische Volk ge-
priesen hatte. Zwischen zwei Besuchen in Japan lag sein Aufenthalt
in China hier hatte "Schmutz, Gestank, Betrug, unwürdiger und
widerlicher Sklavensinn, gepaart mit unbegründetem Hochmuth", ihn ab-
gestofsen, in der japanischen Welt umfing ihn wieder "höchste Rein-
lichkeit, Zierlichkeit, Gefühl für Schicklichkeit und Maafs, unverkenn-
bare Würde und Selbstachtung".
d, Ü f, G Der OesterreicherBaron von Hübner,
i i'll x" iQiif-l-Ä. Welcher Japan besuchte drei Jahre, nach-
X! dem die Revolution von 1868 die Macht
cum]. der Shogune hinweggefegt und das alte
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voll geschilderten inspaziergang um die
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E, ßfi: Volkscharakters als feiner Beobachter
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hinzu. In Europa, bemerkt er treffend,
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J wickelung durch Unterweisung. Unsere
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J l fliifs des Mühlen treibenden Wassers, vom
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