Die
poetischen
Beigaben
Surimonos.
der
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was natürlich die allgemeine Festfreude steigerte und als ein dem be-
ginnenden Jahre glückverheifsendes Zeichen begrüfst wurde. Von den
zahllosen Spielarten, welche durch gärtnerische Zucht aus dem wild-
wachsenden Mume-Baum entstanden waren, hatten viele ihre besondere
Geschichte, welche nun auf denNeujahrsbildet-n bald andeutungsweise
durch Stillleben hübscher Geräthe und Kleidungsstücke, bald durch
Vorführung der dabei betheiligten Personen wiedererzählt wurde.
U. A. hat Hokkei zahlreiche Surimonos dieser Art geliefert. Auch
sonst Waren die Surimonos das Feld, auf welchem die japanische
Stilllebenmalerei ihre reizendsten Blüthen trieb.
Dafs Künstler, welche in ihren übrigen Werken vielfach unter
dem Einilufs der Schaubühne standen und ihren reichbekleideten
Charakterfiguren prächtige Farbendruckfolgen widmeten, solcher Rich-
tung gleichfalls in ihrenNeujahrsbildern huldigten, versteht sich. U. a. hat
Kunimune in dieser Form die Bildnisse von zehn der berühmtesten
Schauspieler aus dem Anfang der zwanziger Jahre verewigt, und
Gakutei die fünf Hauptpersonen aus dem Trauerspiel von der Rache
Soga's, mit welchem nach altem Brauch alljährlich die Theatersaison
eröffnet zu werden pflegte, als Surimono-Bilder verwandt.
Unsere Vorstellung von der Bedeutung der Surimono im japa-
nischen Leben würde aber unvollkommen sein, wenn wir sie nur als
Erzeugnisse des Farbendruckes betrachteten. Vollständig werden sie
erst durch die auf ihnen eingedruckten kurzen Gedichte, bald in der
klassischen Form der Uta, bald in den leichteren und noch kürzeren
Formen der neueren Dichtkunst. Bald im Scherz, bald mit ernsten
Nebengedanken glossirt der Dichter das Bild des Malers oder dieser
stellt dem poetischen Gedanken ein Bild zur Seite, welches ihn mit
freier Anmuth fortspinnt, ohne immer als eine Illustration in unserem
Sinne gelten zu wollen.
Gonse führt ein Gelegenheitsgedicht des seiner Zeit berühmten
Dichters Kyoden auf einem von diesem selbst gezeichneten Surimono
an. Mit Bezug auf das Bild besagen die Worte:
Dies
„Des Murhe-Baumes Duft für den Geruch,
Der Nachtigall Sang für das Ohr,
Die Kakifrucht für den Geschmack
dreifache Glück wünsche ich Dir zum Jahre
Auf einem Surimono des Hokkei in der Hamburger Sammlung
sehen wir neben einem Mumezweig besonderer Art ein Stillleben aus
einem Vogelkäfig mit einer Nachtigall, einem grofsen Napf mit einem
Salatblatt und allerlei Haus- und Küchengeräth; die beigeschriebenen
Verse sagen dazu etwa: