Holzschnitt
Der
jahrhundert.
Die
Farbendruck-Albxxms.
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der Maler bemerkbar. Viele dieser Albums haben aber, Dank den
reichen, farbigen Zeichnungen der dargestellten Bühnentrachten, Werth
als Sammlungen japanischer Gewebemuster. Theaterbesucher, welche
die Bände mit Bühnengestalten in den Pausen der Schauspiele durch-
blätterten, Kinder, Welche die volksthümlichen Geschichten von der
Rache S0ga's, von den treuen Rönin, von Benke und Yoshitsune, von
den Kämpfen der Genji und Heiki in diesen bunten Bildern erzählt
fanden, bildeten das dankbare Publikum, für welches die Mehrzahl der
neueren Farbendruckkünstler ihre Albums des grofsen, unserem Folio
gleichenden Formates schufen.
Nur ausnahmsweise stellen die grofsen Albums Bilder des
Pflanzen- und Thierlebens dar. Eines der schönsten grofsen Bücher
dieser Art aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts trägt den Namen
des Sugakudo. Lebensvolle, flotte Zeichnung, ein harmonisches Co-
lorit, zarte Abschattungen durch Anwischen der Farben auf dem Holz-
stock und geschickte Anwendung von Blinddruckplatten, einer gewebe-
artig gestrichelten zur Körnung des Grundes und anderer für die
Zeichnung des Gefieders, vereinigen sich zu anmuthendster Wirkung.
Edmond de Goncourt hat seiner Bewunderung dieses Buches, dessen
Zeichner er Takeoka nennt, schwungvolle Worte geliehen, welche den
Eindruck des schönen Buches treffend Wiedergeben, auch wenn sie die
Einzelheiten mit dichterischer Freiheit schildern. "Vögel, welche an
Schilfhalmen emporklettern, Vögel, welche zwischen zerflatterten grofsen
Mohnblüthen fliegen, Vögel, welche an geplatzten Granatäpfeln picken,
Vögel, welche sich auf schneebedeckten Zweigen ducken, graue
Wachteln zwischen Feldblumen, weifse Störche halbversteckt hinter
Violetten Schwerdtlilien, gelbe Canarienvögel auf Magnolia-Zweigen mit
weifsen, rothgeäderten Blüthenknospen; eine ganze Reihe von Gemälden,
auf Welchen sich Pflanze und Vogel in Anordnungen von ausgesuchtem
Geschmacke und urwüchsiger Eigenartigkeit zusammenfinden. Eines
dieser Bilder stellt zwei Meisen dar, welche auf einem trocknen Bam-
bushalm sitzen und sich von dem blassen Rund des Mondes am däm-
mernden Himmel abheben: ein Bild, dessen zugleich reale und poetische
Wirkung niemals von einer ornamentalen Composition des Abendlandes
erreicht worden ist. Diese Blumen und diese Vögel sind gemalt,
als wären sie ganz durchdrungen vom Licht, ohne dafs ihr Glanz,
ihre Lebhaftigkeit, ihre Sonnigkeit durch den Schatten der Halbtöne
beeinträchtigt wäre, und die sehr sachkundige, sehr technische, sehr
botanische Zeichnung erreicht, indem sie sich fest an die Natur hält,
im Umrifs eine Gröfse und eine Anempfindung, welche den von unseren
eigenen grofsen Meistern gesuchten gleichkommen." Und nach einem
Hinweis auf Albrecht Dürer schliefst der französische Dichter mit dem