Der
Holzschnitt
jahrhun dert.
Die
Farbendruck-Albums.
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liebten; es gelingt ihm auch, mit ihr zusammenzukommen, aber das
Glück der Ehe blüht ihnen nicht, und ein früher Tod rafft das schöne
Mädchen dahin.
Ein Seitenstück zu diesem Bilde bietet die Darstellung des
Priesters Sognen, Welcher, in sündiger Liebe zu der schönen Orikote-
hime entbrannt, deren in Kakemono-Form gemaltes Bildnifs durch
Speis- und Trankspenden und einen blühenden Kirschbaum ehrt, wie
wie man sie auf den Altären der Götter darbringt. Auch diesem Bilde
entspricht eine Uta, die 39., welche unbezwingliche Liebe, die im
Herzen nicht geheim gehalten werden kann, dem sich durch ihre pran-
gende Blüthe verrathenden Tsuäana-Kraute also vergleicht:
"Wie der Ono-Sumpf
Tsubana birgt im Schilfe,
Bärg' ich gern die Lieb';
Doch wie die Biüth' Tsubana,
Leidenschaft Liebe verräth."
jedoch nicht immer ist unglückliche Liebe die Brücke zwischen
der Uta und dem Bilde. Auch anderer Herzensnoth erinnert sich der
Künstler. Verse, in denen unbarmherzig abgewiesenes Liebeswerben,
dem Zerstäuben der Wogen am Felsen verglichen, das Herz des
Dichters mit tiefer Traurigkeit erfüllt, regen ihn an, uns das Bild der
jungen schönen Okiku zu zeigen, wie sie kummervoll neben der von
ihr zerbrochenen, kostbaren Porzellanschiissel ihres hartherzigen Dienst-
herrn Aoyama sitzt; eine Geschichte, welche durch ihren weiteren
Verlauf, den Selbstmord des mifshandelten Mädchens, das zur Nacht-
zeit ertönende, gespenstische Nachzählen des Schüsselsatzes mit kläg-
lichem Seufzen über das zerbrochene Stück, die Verödung des nun
von Allen gemiedenen Hauses und das Verschwinden des Geistes
Okiku's nachdem Aoyama reuig gebüfst, eine innere Verwandtschaft
mit abendländischen Spukgeschichten verräth. Und in gleichem Geiste
knüpft der Maler an einen Schmerzensschrei des Dichters über sein
elendes, fried- und ruheloses Leben das Bild Yuranosukds, des Führers
der zur Rache verschworenen treuen Rönin, wie er von seinem gleich
ihm dem Tode geweihten Sohne Rikiya begleitet, zur sühnenden
Selbsttödtung sich anschickt.
Neben den Uta der hundert Dichter haben vor allen die Liebes-
abenteuer des Prinzen Genji, wie sie von der im 10. Jahrhundert leben-
den Dichterin Murasaki Shikibu in 54 Novellen geschildert sind, den
Künstlern der Farbendruck-Albums nicht nur unmittelbare Vorwürfe
geliefert, sondern öfter noch die Anregung, eine der Zahl dieser N0-
vellen entsprechende Reihe von Gestalten der volksthümlichen Schau-