Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

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Kunst 
Handwerk 
und 
Japan. 
verpflanzt, dort die Luft mit ihrem Dufte füllen. Kunisada gesellt 
dieser Erinnerung aus alter Zeit das Bild eines schönen jungen Weibes, 
welches aus sündigem Leben durch die Liebe eines edlen Mannes, der 
sie in sein Haus führt, gerettet und in dem neuen Boden zur tugend- 
Samen Frau erwacht sein soll. 
Ein andermal knüpfen Kuniyoshi und Hiroshige in dem von 
ihnen gemeinsam herausgegebenen Ognura gui ffzjkzk 12m zls"slzz'u die 
Schicksale berühmter Liebenden, wie sie durch die volksthümlichen 
Dramen männiglich bekannt geworden, an die alten Uta der hundert 
Dichter. Auf dem oberen Viertel jedes Blattes ist eine der hundert 
Uta zu lesen; die Darstellung darunter steht jedesmal in einem bald 
lose spielenden, bald tief poetischen Zusammenhang mit der Dichtung. 
Auf jene vierte Uta, Welche das hehre, von frischgefallenem Schnee 
bedeckte Haupt des Fusiyama preist, deuten diesesmal zwei Diene- 
rinnen eines Theehauses mit hochgehäuftem, schneeweifsem Reis in einer 
Kumme blauweifsen Porzellanes und in einem schwarzen, mit goldenen 
Bambusen gezierten Lackkasten. Die I5. Uta, welche des Schnees 
gedenkt, der auf das Kleid des seiner Geliebten das Wakana-Kraut 
Suchenden fiel, zeigt uns, schneeumwirbelt auf einem Rappen daher- 
sprengend Tomoye Gozen, die ritterliche Geliebte des Kiso Yoshi- 
naka, eines Helden des 12. Jahrhunderts, den sie auf seinen Kriegszügen 
und in der Schlacht begleitete, nach seinem Tode aber als Nonne 
betrauerte. Die 72, Uta, in welcher eine Nebenfrau des Kaisers 
Shigaku ihre Liebesgluth in die Worte kleidet: 
nDeiner Schönheit Ruf 
Gleich Takashfs Wogenschwall 
Kund ist allem Land. 
Weh 
der 
Nahdden! 
Wellenschaum 
Netzt 
und 
Thränenfluth 
Kleid. " 
entspricht der Darstellung eines reichgekleideten jungen Mädchens, 
welches vor einem Kakemono mit dem Bildnifs eines jungen vornehmen 
Mannes Weihrauch entzündet hat. Es ist die schöne Yaegaki-hime, 
welche, während ihr Verlobter Katzuyori an einem Kriegszug theil- 
nahm, sein Bildnifs im Verborgenen hütete, in seinem heimlichen 
Anschaun Thränen darüber vergofs, dafs es ihr nicht vergönnt war, an 
seiner Seite die Gefahr zu theilen, und als eine falsche Todesnachricht 
eintraf, des Geliebten Bildnifs gleich einem Heiligenbild aufhing und 
ihm Wie einem solchen Verehrung erwies. In dem volksthümlichen 
Drama Mljfzz-skzlkü, welchem diese Gestalt entnommen ist, bricht 
zwischen den Vätern der Verlobten Feindschaft aus; heimgekehrt, tritt 
Katzuyori, als Gärtner verkleidet, in die Dienste des Vaters der Ge-
	        
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