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Kunst
und
in Japan.
Handwerk
Schaft zur Ahornschau ins Gebirge, wo jetzt, wie die Uta sagt, das
fallende Ahornlaub von den Hufen der brünstigen Hirsche zertreten
wird, deren klagender Ruf in den Bergen wiederhallt.
So-jo Hen-jo hat, als er den feierlichen Tänzen an einem hohen
Festtage zuschaute, eine Tänzerin der wolkenbewohnenden Göttin
Otome verglichen, indem er ihr zusang:
"Winde treiben Dich,
Wolkengeborne Otome,
Zack'gen Himmelspfad;
Und schweigt der Wind, begrüfs
Flüchtig Dein leuchtendes Bild."
ich
Kunisada dagegen führt uns bei dieser Uta aus den Wolken zur Erde
herab, indem er uns lachend ein auf der Strafse vorn Winde gepacktes
junges Mädchen zeigt, dessen Kopftuch gelöst und dessen lange Hänge-
ärmel von der Luft gebauscht sind.
Kwo-ko Tran-wo's Anrede an die Geliebte, für Welche er das
um die Neujahrszeit efsbare Wakana-Kraut gepflückt hat:
"Liebe, auf Dein Geheifs
Durchschvveift ich im Lenz die I
Wakana suchend;
Sielf, da liefs auf meinem Kleid
Fallender Schnee seine Spur."
Flur,
verwandelt sich in ein junges Mädchen, welches auf schwarzen, hohen
Sockeln durch den Schnee watet, Kopf und Hals mit schwarzem
Tuche verhüllt hat, sich mit einem grofsen Schirm gegen das Gestöber
schützt und in ein mit rother Schärpe gegürtetes Gewand gekleidet
ist, auf dessen blauem Grunde der Färber grofse Schneekristalle,
"Schneeblüthen", ausgespart hat, ein Beispiel von vielen, wie der Dichter
dem Kunsthandwerker den Weg zu einem Zier-Motiv gewiesen hat.
Auf einem anderen Blatt zeigt uns Kunisada eine junge Frau
bei der Toilette. Die wohlbeleibte Schöne kauert vor dem schwarz-
gelackten Kasten, auf welchem das schwarze Gestell für den in einer
mit rothem Krepp ausgelegten, runden Kapsel liegenden Metallspiegel
stehtm Sie hat ihr Haar schon wohlgefettet aus der Stirn und den
Schläfen zurückgekämmt und auf dem Wirbel überdem mit rothem
Krepp umwundenen Haarstab zu einem grofsen Bausch geordnet, es
auch mit einer silbernen Nadel geschmückt, auf welcher ein goldigrother
Schmetterling seine Flügel spreizt. Auch die Bogen der Augenbrauen
scheinen schon mit spitzem Pinsel ausgezogen und die Lippen mit
Karthamin roth gefärbt zu sein. Eben legt sie die letzte Hand an's
Werk und Weifst den üppigen Hals mittelst einer dicken Puderquaste,