260
Kunst und
Handwerk
JaPI-ln.
Höhle hervorgelockt wurde, in welche sie grollend ihren Glanz ver-
borgen hatte. Das nächste Bild zeigt den heiligen Berg im Morgen-
grauen des Tages, da er, von vulkanischen Kräften emporgethürmt,
zum ersten Mal den staunenden Blicken der Japaner sich darbot. Auf
dem dritten Bilde sehen wir einen langhaarigen Greis mit einer Ge-
berde, als beschwöre er dämonische Gewalten, auf einer Matte am
Rande des Kraters sitzen; der Pilgerstab, der vielperlige Rosenkranz
und das schwarze Obergewand lassen in ihm einen Priester erkennen;
es ist Yen m? Shokaku, ein Heiliger der japanischen Buddhisten, von
dem die Sage geht, dafs er, während er als Verbannter auf der Insel
Oshima lebte, allnächtlich trockenen Fufses über das Meer zum Fuji-
Berge gewandelt sei. Nun folgen die Ansichten des Berges. Wir
sehen seinen Kegel klar in den wolkenlosen Himmel aufragen; sehen ihn
im Schmucke vielgestaltiger Wolkenbildungen, von Schichtenwolken
gestreift, mit geballten Haufenwolken umlagert, auf seinem Gipfel die
Nebelkappe, deren stete Auflösung und Neubildung, aus weiter Ferne
gesehen, den Eindruck macht, als steige noch Rauch aus seinem
Krater empor. Seine schöne Silhouette schimmert durch einen Vor-
hang senkrecht rieselnden Regens oder durch sturmgepeitschte Schauer
oder grofsflockiges Schneegestöber. Er steigt empor aus dunstigen
Thälern, umglänzt von den Strahlen der Abendsonne, oder thront unter
blauem Himmel über schwarzen, blitzdurchzuckten Gewitterwolken.
Er spiegelt sich, selber ungesehen, in der glatten Fläche eines Binnen-
Wassers, an dessen schiliigem Ufer Wildgänse schnattern; oder er über-
ragt kaum die Oceanswogen, aus deren krallenartig überschäumenden
Kämmen Schwärme kleiner Ckzkiozi-Möven emportlattern; oder er hebt
sich vom nächtlichen Himmel als Schattenbild ab, hinter dem der
Mond aufgegangen ist, von einem mageren Wolfe heulend begrüfst. Wir
sehen ihn heiter prangen über dem Blüthenschnee der Kirschbäume;
übergittert von den schlanken, fein beblätterten Rohrstämmen eines
Bambushaines; leicht verschleiert von den im Lufthauch schwankenden
Zweigen der Trauerweiden; oder, als dritten im Bunde der "drei weifsen
Vollkommenheiten", schneeumwirbelt über schneebepolsterte Kiefern
anfragen, auf denen weifse Kraniche mit gesträubtem Gefieder und
eingezogenem Halse frierend sitzen.
Andere Bilder zeigen uns den geliebten Berg im Hintergrunde
von allerlei menschlicher Lustbarkeit und Hantierung. Fröhliche Fa-
milien, welche sich zur Zeit der Kirschenblüthe, auf Matten gelagert,
an geselligem Mahle und Saitenspiel ergötzen; vornehme Herren,
welche sich auf dem Dache einer Sternwarte zu gelehrter Unterhaltung
vereinigt haben; Feld- und Bauarbeiter, hier bei harter Arbeit, dort
ihr kärgliches Mahl im Freien rüstend oder beim Pfeifchen ihrer Mühen