Der Holzschnitt im
19. Jahrhundert.
Hokusafs
Man gwa.
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holde zu verführen, als daran, dafs wir mit ihm über die kleinen und
grofsen Kinder lachen sollen, Welche dergleichen Spuk fürchten.
Im I3. Bande zeigt das erste Bild einen flamrnenumzüngelten
Drachen, welcher ein aufgerichtetes, gerades Schwert umringelt; er ist
ein im Kunstgewerbe, besonders auf den Klingen der Schwerter, viel-
fach angewandtes Sinnbild, Kurzkara genannt, welches bald als Zeichen
des Gottes Fudo, bald in tieferem Sinne als Symbol der Verbindung
der zeugenden und duldenden Naturkräfte Yang und Hng gedeutet wird.
Ihm zur Seite ist die Dreigestalt der Glücksgötter Daikoku, Bisha-
mon und Benten in einer uns schon beim Tachibana Morikuni begeg-
neten Auffassung zu sehen. Der weitere Inhalt ist wieder sehr mannig-
faltig. Landschaften wiegen vor; zwischen diesen verstreut erscheinen
kleine, drollige Figurenskizzen, zumeist Feldarbeiter und Handwerker
beim Tagewerk, Studien für Gartenhecken, einzelne über zwei Seiten
ausgedehnte Bilder eines nach chinesischer Ueberlieferung conventionell
gezeichneten Elephanten und ebensolcher Tiger und Kameele, eines
Riesenkarpfen, auf dessen Rücken die Gnadengottheit Kwanon steht.
Gegen das Ende landwirthschaftliche Genrescenen: Frauen, welche die
auf ihrem Hausdache gereiften Melonen in bandförmige Streifen schnei-
den, die von den Männern zum Trocknen auf Seile gehängt werden,
wie in Sicilien die Maccaroni; Männer, welche sich in Körben an
einer bebuschten Felswand herabgelassen haben, um die [watake
genannten Pilze zu sammeln; Andere, welche Stroh zu I-Iäcksel zer-
schneiden und diesen dem zum Bewurf der Wände dienenden Mörtel
heimischen. Zwei Seiten sind der Verarbeitung des Zuckerrohrs durch
Quetschen, Auswringen und Kochen gewidmet; und das letzte Bild
zeigt uns einen Arbeiter, welcher schmunzelnd zuschaut, wie der
schwere Dienst des Reisstampfens im Mörser, bei dem wir ihn auf einem
früheren Bilde sich keuchend abmühen sahen, nunmehr von einem ein-
fachen, durch eine Quelle getriebenen Hebelwerk verrichtet wird.
Aehnliche Bilder eröffnen den I4. und letzten der noch von
Hokusai selbst herausgegebenen Bände der Jlllawgwa. Sie wechseln
mit grofsen Landschaften von theilweis phantastisch-spielender Anlage,
wie wenn z. B. ein kyklopischer Steindamm an einen schuppengepan-
zerten Drachenleib erinnert, gewölbte Brücken die aus dem Wasser
sich aufbäumenden Krümmungen, ein bebuschter Fels den Kopf des
Ungeheuers andeuten. Den Beschlufs bilden grofse, zum Theil über
zwei Seiten ausgedehnte Darstellungen von Vierfüfsern. Ein der chi-
nesischen Kunstüberlieferung gemäfs an traubenbeschwerter Rebe
kletterndes Eichhörnchen eröffnet die Reihe; ihm folgen unter anderen
eine Stummelschwänzige Katze mit einer Ratte im Maul; Seehunde auf
einem von den Wellen bespülten Felsen; Packesel; das Rind, auf
BRINCKMANN, Kunst und Handwerk in Japan. I7