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Kunst
und
Handwerk
Japan.
an mein Ohr Ein Schauder durchläuft mich Nur ein
Traum war es, den ich träumte, unweit meines Fensters gebettet, mit
diesem Bilderbuche des Meisters als Kissen unter meinem Haupte."
Der achte Band ist wieder sehr gemischten Inhalts. Die ersten
Bilder, mythische Wohlthäter der Menschheit, die Erfinder der Waage
und ersten Erbauer eines Hausdaches, die ersten Züchter des Maulbeer-
baumes und der Seidenwürmer deuten eine zwiefache Bestimmung an.
Einem einfachen Hause und einem reichüberdachten Tempel folgen
Löwen- und Elephantenköpfe und andere groteske Bildwerke zum
Schmuck der die Dächer stützenden Consolen und verzierte waffen-
artige Werkzeuge, wie solche von den japanischen Zimmerleuten bei
den Richtfesten feierlich umhergetragen Werden. Dann ein grofser
Webstuhl nach chinesischer Art, Vorrichtungen zum Abhaspeln der
Seide, allerlei bei der Seidengewinnung gebrauchte Geräthe und der
einfache Webstuhl, mit welchem die japanischen Weber ihre Wunder-
werke schaffen. Hat er uns so genugsam belehrt, sorgt der Künstler
alsbald auch für unsere Belustigung, indem er uns Akrobaten, Turner
am Reck, Kautschukmänner in den wunderlichsten Verrenkungen,
etliche Dutzend komische Blinde und höchst ergötzliche Beschäfti-
gungen der nDicken" und der "Dünnen" vorführt. Wie die Schmer-
bäuchigen mühsam die Schnüre ihrer Sandalen binden, sich bei allerlei
Hausarbeit schwitzend abmühen, lieber jedoch zu behaglicher Ruhe
sich strecken; wie den Mageren die gebauschte Hoftracht am Leibe
schlottert, wie sie leicht erregten Gemüthes einander in die Haare
gerathen, im Ringen, das sonst nur den Dicksten zukommt, sich ver-
suchen, wie sie Alle, gleichviel ob behäbigen Leibes oder zu Gerippen
abgemagert, sich am Gesang und Spiel weidlich erfreuen, zeigt uns
der Künstler auf acht Seiten, die zu den unterhaltendsten der Mangwa
gehören. Die dann folgenden 24 Bildchen zu den chinesischen Mustern
kindlicher Liebe erheben sich nicht über routinemäfsige Andeutung
des Hauptmotivs jeder Geschichte. Botanische Studien, vielerlei lilipu-
tanische Strafsenfiguren, 48 kleinere decorative Landschaftsmotive und
Felsstudien füllen den Rest des Bandes.
Im neunten Bande herrschen Bilder gröfseren Maaisstabes, fast
ausschliefslich japanischen Inhaltes, vor. Zuerst sehen wir ein Kriegs-
lager auf einem Bergesgipfel; es deutet auf den Helden Yamatodake,
der von jenem Lager auf der Höhe des Usui-Passes hinab auf die
Meeresbucht schaute, in welcher seine Gattin Oto-Tachibana Hime als
Sühnopfer für den erzürnten Meeresgott freiwillig in den Tod gegangen
war. Dann Yoshitsunes und Noritsune's berühmte Weitsprünge im
Kampf auf den Schiffen in der Entscheidungsschlacht zwischen den
Anhängern des Minamoto- und des Taira-Geschlechtes; die starke