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und
Kunst
Handwerk
Japan.
zahl der geschichtlichen Einzelgestalten stellt uns Hokusai berühmte
Dichter und Gelehrte vor. So unter anderen in dem vornehmen Manne,
welcher von einer, das Meer überragenden Terrasse dem Mondesauf-
gang zuschaut, jenen Abeno Nakamaro, welcher, i. 716 an der chi-
nesischen Küste gescheitert, seiner Sehnsucht nach dem fernen Vaterland,
das er nie wiedersehen sollte, mit der berühmten Uta Ausdruck gab:
nWenn der Himmelsplan
Hell vor meinem Aug' entflammtg
Auch in Kasunga,
Daheim, über Mikasa
Strahlend taucht der Mond empor."
Der sechste, den Künsten des Krieges gewidmete Band enthält
einige gröfsere, über zwei Seiten gezeichnete und nach schlechtem
europäischen Brauch quer gestellte Bilder: des greisen Rathgebers
der Kaiserin Jingu Kogo, Takeutchi, mit deren jungem, nach seinem
Tode als Kriegsgott Haclzzänan verehrten Sohne, des vierarmigen
Gottes der Krieger Barekzjin auf einem von vorn gesehenen Rappen
und des auf wildem Eber heranstürmenden und in seinen sechs Armen
ebensoviele Waffen schwingenden anderen Kriegsgottes Marzkcküen,
sowie des chinesischen Helden Genioku auf seinem berühmten Ritt
durch den Danke-Bach. Diese Vorbilder und Beschützer des Waffen-
handwerkes bestimmen auch den übrigen Inhalt: Bogenschützen in
vielerlei ausdrucksvollen Stellungen des Zielens, Pferde und ihre Bändi-
gung, Sättel und Zaumzeug, Rüstungen für den Fechtunterricht,
Uebungen im Stockfechten, acht Seiten mit sechsunddreifsig Fechter-
paaren und eine Reihe Fechter in gröfserem Maafsstabe. Weiter mit
Schiefsgewehren bewaffnete Fremdländer, welche jene ersten Europäer
darstellen sollen, die in der Periode Tembun (1542) unter des portu-
giesischen Abenteurers Mendez Pinto Führung auf der Insel Tanega-
shirna landeten. Welchen Gebrauch die Japaner von den schwer-fälligen
Feuerwaffen machten, die sie in der Folge selber anfertigten, zeigen
die nächsten Seiten, denen noch eine Unterweisung in Handgriffen
zum Anpacken eines Gegners an dem Gewand oder der Hand, und zur
raschen Abwehr durch den geeignetsten Gegengriff folgt. Die letzte
Seite erinnert uns durch jene, von Blumenranken umwucherte, von Ge-
flügel belebte Rügetrommel der chinesischen Legende vom guten
Kaiser Yu, dafs nicht Kampf und Streit allein diese Welt erfüllen.
Die traditionelle Hühnerfamilie hat Hokusai hier durch Tauben, Sper-
linge und Krähen ersetzt, wie er denn oft die alten, durch vielhundert-
jährige Ueberlieferung gefestigten Motive neumodisch aufzulösen
und zu bereichern versucht.