Der Holzschnitt um
1770.
Suzuki Harunobu,
Katsugawa
Shunsho
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angeborener, poetischer Anmuth; Harunobu's Zeichnung sei von ur-
wüchsiger Lebendigkeit, die schlängelnde Bewegung seiner Frauen-
gestalten von unwiderstehlichem Reiz.
In den 60 er Jahren steht der Farbenholzschnitt in voller Blüthen-
pracht. Schlag auf Schlag erscheinen von da an Meisterwerke des
Farbendruckes, welche als solche ihren Platz immerdar behaupten
werden. Noch ist die Palette eine beschränkte, die in flachen Tönen
gedruckten Farben sind aber von bemerkensvverther Leuchtkraft; das
Feuerroth, das stumpfe Grün, das kupferige Gelb dieser Drucke sind
von einer Feinheit, welche die vorgeschrittenere Technik nicht mehr
zu erreichen vermocht hat.
Als bedeutendster Meister dieser Kunstübung gilt Katsugawa
Shunsho, auch Kirosai oder Yusuke genannt, dessen schönste
Werke im achten Jahrzehnt des Jahrhunderts erschienen, theils als
geheftete Folgen von Farbendrucken, theils, und diese seine schönsten
Leistungen, als Einzelblätter. Er starb i. 1792; zahlreiche Schüler
folgten seinem Vorgang, unter denen Shun-man und Gakutei als
Meister von Surimonoblättern sehr bekannt, Shun-rö aber unter dem
Namen Hokusai der berühmteste wurde.
Unter Shunsho's seltenen und kostbaren Farbendruckfolgen
sind am berühmtesten die Bildnisse von Schauspielern unter dem Titel
Koöi 120 Tsuöo v. 1770, der "Spiegel der Schönheiten der Häuser
des Yoshiwara" "Sezrb Bzjm Awase Kagamz" v. 1776 und die
"Mlslzzläz [ükzlcumäz Isslzizl Adzuma 0M", die Bildnisse jener hundert
berühmten Dichter, von denen je eine Uta in die volksthümliche Antho-
logie "Hiakunin Isshiu" aufgenommen ist, v. J. 1774. Seine Darstellungen
von Schauspielern und Theaterscenen bekunden ein Gefühl des Lebens
und der Leidenschaft und einen milden WVohlklang der Farben, welche
nach Andersons Meinung dem europäischen Kunstbeflissenen wie eine
neue Offenbarung erscheinen.
Unter den Zeitgenossen des Shunsho ragt diesem zunächst über
alle anderen Farbendruckkünstler, welche sich der Darstellung von
Schauspielern und schönen Frauen widmeten, Torii Kiyo-naga
empor, ein Schüler des Kiyo-mitsu. Seine seltenen, zwischen 1765
und 1780 erschienenen Farbendrucke zeichnen sich durch anmuthvolle
Zeichnung und reine Farbtöne aus. Gonse rühmt an ihnen auch die
Kühnheit der Farbenzusammenstellungen. Auch zwei seiner Mitschüler,
diese Zeit Farbendrucke geschaffen, welche zu den besten ihrer Art
gehören.
In dem an köstlichen Farbendrucken so überaus fruchtbaren
achten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts erschienen auch die Hauptwerke