vervielfältigenden
Künste.
Incunabeln
Holzschnittes.
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Jahren anscheinenden Niederganges, in unseren Tagen wieder zu neuem
Fluge anhebt.
Bis zum Jahre 1610 kommen Holzschnitte nur als Einzelblätter
vor, denen zum Theil ein sehr hohes, hinter die Anfänge des Holz-
Schnittes in Europa weit zurückreichendes Alter zugeschrieben wird.
Die meisten dieser alten "fliegenden Blätter" enthalten Darstellungen
von Heiligen und wurden und werden, ganz wie bei uns, in Klöstern,
bei Tempeln und an Wallfahrtsstätten den Pilgern verkauft. Da die
Priester durch den Absatz der Abdrücke von den oft als eigenhändige
Werke berühmter Religionslehrer gepriesenen Platten Einnahmen er-
zielten, welche um so gröfser waren, je älter und heiliger der Nimbus,
welcher diese Bilder umgab, so liegt die Vermuthung nahe, dafs
manche dieser Platten in neueren Zeiten untergeschoben sind. Anderson
erkennt jedoch einigen solcher Drucke ein zweifellos hohes Alter zu.
So den im Tempel des Taishaku (Indra) von Shibamata unweit
Tokio bewahrten Holzplatten mit dem rohen Bilde des Gottes lndwz,
der Ueberlieferung nach ein Werk des i. 1282 gestorbenen Priesters
Nichiren, des berühmten Gründers der Hokke-Secte der Buddhisten.
Noch ältere, vom Jahre 1186 datirte Holzschnittbilder der Gottheit
Kwanon werden in dem Geschichtswerke Alzuma Kagand erwähnt.
Lange bevor der Bilder-Holzschnitt der Buchausstattung dienst-
bar wurde, kommen schon Schriftrollen mit Holzschnitten vor. Als
ältestes Beispiel wird eine kleine Rolle erwähnt, welche die Heilswege
der Gnadengottheit Kwanon darstellt und von Satow für den Nach-
druck eines chinesischen Vorbildes gehalten wird.
Aus diesen rohen Anfängen hat sich der japanische Holzschnitt
erst spät, von der noch jüngeren Zellenschmelzarbeit abgesehen, später
als alle übrigen technischen Künste, in denen es die Japaner zur
Meisterschaft brachten, zu vollkommeneren Leistungen erhoben. Als
erstes mit Holzschnitten illustrirtes Buch gilt die im Jahre 1610 in
ßfzhzkana-Schrift mit beweglichen Typen gedruckte Ausgabe der im
1o. Jahrhundert, angeblich vom Kaiser Kwazanno Ju, verfafsten Isä
Monogatarz, Erzählungen aus der Landschaft Ise, welche die Reisen,
Liebschaften und Abenteuer eines ungenannten Helden schildern, in
welchem der berühmte Dichter Narihira vermuthet wird. Der Stil
der Holzschnitte dieses Buches soll nach Satow etwas an die gleich-
zeitigen chinesischen und koreanischen Holzschnitte erinnern. Nur
sehr langsam entwickelte sich von diesem ersten Schritte an die Aus-
stattung der Bücher mit Holzschnitten. Erst vom Jahre 1680, in wel-
chem Hishigawa Moronobu, ein Zeichner für Färbereien in Kioto, eine
Sammlung kräftiger und urwüchsiger Skizzen veröffentlicht, Welche,
Wahrscheinlich unter seiner unmittelbaren Leitung, von tüchtigen Holz-