Die
Malerei
im
Jä-pans
Jahrhundert,
Nampiflg:
Shijoqiu,
195
ziehen über die ferne Ebene, die überschwemmten Reisfelder und die
Barnbushecken; der Mond bricht mit bleichem Licht durch den dicken
Dunstschleier; der Wind schüttelt die Zweige eines mageren Weiden-
baumes. Nur eine mit neutralen, kaum die Seide bedeckenden Farben
leicht getönte Grisaille-Malerei, die aber eine Stimmung der Traurig-
keit, der Einsamkeit und des Schweigens ganz ausgesucht wiedergibt."
Yosen starb i. j. 1808, zwanzig Jahre nach" ihm sein Sohn und
Schüler Issen.
Ein Zeitgenosse Yosen's war der unter dem Namen Goshun
bekannte Gekkei. Im Jahre 1741 zu Kioto geboren, stand er an-
fänglich unter dem Einflusse seines Lehrers Bouson, befreite sich
aber von demselben, als er Zeuge des Aufschwunges von Okio's
Genius wurde, welcher der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre
Signatur aufprägt und als Gründer einer eigenen, der Shijo-Schul-e
den Anstofs gab zum Aufblühen der neuen Ukio-ye oder "Kunst-
handWerker-Schule", aus welcher Hokusai und viele andere, als Illu-
stratoren und Zeichner für das Kunsthandwerk auch im Abendlande
wohlbekannte Künstler des 19. Jahrhunderts hervorgingen.
Maru-yama Okio, 1733 geboren, ist der volksthümlichste
Künstler seiner Zeit; sein Ruf, demjenigen Tanyu's und Sesshiu's ver-
gleichbar, wurde auf seiner grofsen Reise durch Japan überall hin ver-
breitet undals er i. 1795 starb, setzten zwei Söhne und zahlreiche
Schüler seine Richtung fort, welche von einer Strafse in Kioto, Säzjo,
„die vierte Ankunftsstrafse" genannt, ihre Benennung trägt. Bezeichnend
für Okio's Wirken ist, dafs er mehr als irgend ein anderer Zeit-
genosse das Studium der Natur betrieb und förderte. Aber der Ab-
stand von dem chinesischen Conventionalismus war ein zu weiter, als
dafs er mit einem Sprung hätte durchmessen werden können. Daher
stellt sich die Shijo-Kunst als eine Art von Compromifs zwischen
beiden Malweisen dar; einerseits werden die chinesische Perspektive
und die Verleugnung aller Erscheinungen des Helldunkels beibehalten,
anderseits die Einzelheiten von Blumen und Thieren mit aller Treue
nach der Natur studiert.
Wie unter dem Einilufs der neuen Strömung das Studium der
Natur Wieder zu seinem Rechte kam, zeigt eine von James Lord
Bowes mitgetheilte Vorrede des Blumenmalers Ki no Masatami zu
einem, achtzehn vollendet schön ausgeführte Bilder blühender Sträuche
enthaltenden Klappbuche. Diese in der Periode Bzmkwa, zwischen
1804 und 1818, geschriebene Vorrede "lautet:
„Diejenigen, welche blühende Sträucher und seltene GräSßr
malen, können nichts Besseres thun, als sich in den Geist ihres natür-
liehen Wachsthums zu versenken. Ob die Zweige niederhängen oder
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