Die
Japans
Malerei
1 7. Jahrhundert.
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welcher der Kano-Schule ganz neue Impulse gibt. Nach Fenollosas
Ansicht war er in der Kunst Japans die letzte grofse Gestalt, deren
Herz von dem innerlichen Feuer brannte, welches sich an der Fackel
des Genius der Sung entflammt hatte. Aus Nichts schuf er die gröfste
rein dekorative Malerschule, welche der Osten je gesehen hat. Der
Glanz des Lebens in den kurzen Tagen von Hideyoshi's Macht und
Ueppigkeit War ihm vor Allen zu verdanken. Damen und Herren
bewegten sich gleich schillernden Vögeln durch Paläste und Gärten
aus Gold und Regenbögen. Tempel und Schlösser und geräumige
Hallen erhoben sich aller Orten im Lande mit Wänden und Decken,
welche von der Hand Yeit0ku's, Sanraku's und ihrer Schüler
mit Gold und Massen edelsteinfunkelnder Farben buchstäblich ausgelegt
erschienen. Yeitoku war der Erste in Japan, welcher das Gold in
grofsen Massen als Hintergrund für Malereien auf Wänden und Wand-
schirmen anwandte. War diese Neuerung ihm eigen, so bewahrte er
anderseits die volle Kraft der alten Schwarz- und Weifsrnalerei der
Akademie seines Grofsvaters. Seine Landschaften und Figuren, seine
Drachen und Tiger sind denjenigen Motonobu's nahezu ebenbürtig.
Yeitoku starb i. j. 1590, sein Schwiegersohn Sanraku i. 1635.
Als in der Schlacht von Sekigahara i. t600 Jyeyasu seine
Gegner vernichtet hatte, vom Mikado zum Sezlzltazlshögun d. h.
„gr0fser Feldherr zur Züchtigung der Barbaren" ernannt worden war,
seine Anhänger durch Austheilung von Lehen reich belohnt und die
Huldigung des Adels in seiner Residenzstadt Yeddo entgegengenommen
hatte, beginnt eine neue Epoche der japanischen Geschichte. Da
das Land endlich Wieder unter der starken Regierung der Tokugawa
des langentbehrten Friedens genofs, konnten, so meint Gonse, welcher,
in Widerspruch mit Fenollosa, die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts
als eine Zeit des Niederganges der Kunst betrachtet, alle Künste des
Friedens wieder neue Blüthen treiben und die Malerkunst so hohen
Aufschwung nehmen, dafs das 17. Jahrhundert sich den Höhezeiten im
neunten, im elften bis zwölften, und im fünfzehnten Jahrhundert würdig
anreiht.
Diese Blüthe der Kunst unter der Herrschaft der Tokugawa-
Shogune wird nun von Fenollosa auf das entschiedenste bestritten. Er
sagt, im 17. Jahrhundert sei der japanische Geist der Lässigkeit und
Plattheit verfallen. "Unter dem niederdrückenden despotischen System
der Shogune gab es keinen Auslafs für Seelengröfse. Die Gesellschaft
brachte ihre Zeit mit unzähligen Förmlichkeiten und nichtigen Einfällen
zu. Was einst die lebendige Richtschnur und das Ideal lebender
Helden gewesen, schrumpfte zusammen zu romantischen Ueberlieferungen
und Wesenloser Ziererei. Puppen-Schauen, Hahnenkämpfe, Courtisanen