Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

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und 
Kunst 
Handwerk 
Japan. 
war recht eigentlich der Prüfstein für seine Werthschätzung; entsprach 
dieses Skelett dem anerkannt gültigen Ideal der Vollkommenheit, so 
kam die Treue der Natur-Nachahmung weniger in Betracht. 
Wie ältere japanische Kunstkritiker über diesen Punkt dachten, 
zeigt uns Anderson an einem Aussprüche Shiüzan's in dem 1777 er- 
schienenen nGwa-soku". „Unter den Malereien", heifst es dort, „gibt 
es eine Art, die naturalistisch (nslza-sei") genannt und bei welcher es für 
angemessen gehalten wird, dafs Blumen, Gräser, Fische, Insecten u. s.w. 
der Natur genau gleichen. Dies ist ein besonderer Stil und gewifs 
nicht zu verachten, aber da er nur dahin strebt, die Formen der Dinge 
zu zeigen, unter Nichtbeachtung der Regeln der Kunst, ist er doch nur 
ein Geineinplatz und kann auf guten Geschmack keinen Anspruch er- 
heben. In alter Zeit wurde in den Gemälden das Studium der Kunst 
des Umrifsmalens und der Gesetze des Geschmackes hochgehalten ohne 
peinliche Nachahmung der Naturformen." 
Wiederholt schon ist auf den inneren Zusammenhang der Schreib- 
kunst und der Malkunst bei den Japanern aufmerksam gemacht worden. 
Gonse leitet hieraus mit Recht eigenthümliche Reize der japanischen 
Malereien ab. "De lä"  sagt er  "viennent ces souplesses eton- 
nantes du trait, ces ecrasements, ces tenuites, ces brusques ondulations 
qui font le delice d'un oeil japonais." In der That haben die Werke 
der älteren Malerschulen Japans einen auffallend kalligraphischen Grund- 
zug. Damit hängt, wie Anderson nacliweist, auch zusammen, dafs 
in Japan wie auch in China die Schönschreibekunst eine mindestens 
ebenso angesehene Stellung behauptet, wie die Zeichenkunst. Kose 
no Kanaoka, der berühmte Altmeister der Maler, und Ono no Tofu, 
der gepriesenste Schreibmeister Japans, werden gleich hoch geehrt. 
Wie im Griechischen das Wort ypdgoeeu hat 
auch das japanische kaku die doppelte Be- 
deutung von Schreiben und Malen. Es gibt 
jj?! sogar eine Methode der Eintheilung der 
    Malereien nach ihren graphischen Analogien, 
w X als Slzzäz, S0 und Gzjlo, entsprechend dem 
abgemessen rechteckigen Charakter der alten 
chinesischen Schrift, der in geschwungenen 
Linien verlaufenden Schreibschrift und der 
 Mittelform zwischen beiden. 
Y Anderson theilt einen hierauf bezüg- 
 lichen Auszug aus dem Werke "Gzva-ko 
Kobooaishi stellt mitlvlund, Händen sen-razz" mit, welcher alle Stile der Maler 
lmfl ltüfsen zygleicll fünf {erwischte chinesischer Schule auf zehn hauptsächliche 
Zeilen des altcren Schreibmeistcrs       
Ogishiwieder her. (Kindergeschichte). Manieren zuruckfuhrt. Die Reihe beginnt
	        
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