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Kunst
und
Handwerk
Japan.
und gröfsten aller rundgefafslen Pinsel auf. Die breiten flachen Pinsel
der Kano-riu fehlen gänzlich.
Einige Künstler bedienen sich zum Andeuten eines vorläufigen
Umrisses des Yakzjzzde oder gebrannten Pinsels, d. h. eines langge-
fafsten Stückes Kohle von Holz des Kiri-Baumes; andere aber halten
dieses Hülfsmittel unter ihrer Würde.
flachen
Pinsel
Goldene Flächen werden durch Aufkleben von Blattgold, oft in
mehreren Lagen, gedeckt. Zum Ueberpulvern des Goldstaubes ge-
braucht man Bambusröhrchen, deren eines Ende mit feiner Seiden-Gaze
überspannt ist, durch deren Maschen, wenn man an das Rohr klopft,
das unfühlbare Gold durchstäubt. Die Stellen, auf denen es haften soll,
werden eben vorher mit einer ganz dünnen Leimlösung befeuchtet.
Als Farben werden ausschliefslich Wasserfarben benutzt, die,
wenn sie nicht schon einen Zusatz von Leim enthalten, mit einer Lösung
feiner Hausenblase angerieben werden. Unter ihnen behauptet die
schwarze chinesische Tusche "Karawane?" den ersten Rang, denn nir-
gend hat, nach China's Vorgang, die Schwarz-Weifsmalerei sich zu so
hohem Ansehen aufgeschwungen, wie in Japan. Seitdem dort gemalt wird,
ist die chinesische Tusche in allen Sorten, von denen die feinsten sehr
hoch bezahlt werden, ein wichtiger Einfuhrartikel gewesen. Die nach
dem chinesischen Maler Muh-ki genannte und mit seinem Namen be-
zeichnete Tusche wurde besonders geschätzt. Alte chinesische Tusch-
stücke stehenin so hohem Ansehen, dafs sogar Bücher mit Abbil-
dungen solcher, zum Theil schon für den Gebrauch abgeriebenen Stücke
Veröffentlicht worden sind, u. A. im I0. Bande eines 1856 unter dem
Titel Bzm-bo lszz-rofezz erschienenen Werkes mit Zeichnungen und Auto-
graphen berühmter Männer. (Vgl. S. 97.) Die Maler ziehen die chi-
nesische Tusche im Allgemeinen der einheimischen vor, obwohl auch
in Japan selbst Tusche von ausgezeichneter Güte, vorzugsweise in Nara
und Kioto, hergestellt wird. An Stelle der schwarzen Tusche wird
bisweilen eine mit Zinnober roth gefärbte Tusche für besondere Dar-
stellungen, z. B. des Teufelvertreibers Shoki, angewandt.
Ein ausführliches Verzeichnifs derjenigen Farbstoffe, welche die
japanischen Maler brauchten, bevor europäische Malfarben sich ein-
drängten, ist von Anderson auf Grund der Untersuchungen des Pro-
fessor Divers, Leiters der kaiserlichen Ingenieurschule in Tokio ver-
öffentlicht worden.
Wie japanische Maler mit jenen Hülfsmitteln in unseren Tagen
arbeiten, ist uns von Dresser sehr hübsch geschildert worden. Er er-
zählt, wie sich die Gäste, denen Herr Somo in Yokohama zeigen wollte,
wie japanische Maler von Ruf heute schaffen, in einem nach der Väter
Weise eingerichteten geräumigen Zimmer versammeln. Die Künstler