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Kunst
und
Handwerk
Japan.
Malereien auf Mörtelgrund kommen, obwohl sie den Chinesen,
den Lehrmeistern der Japaner, wohlbekannt sind, nur ganz ausnahms-
weise bei einigen Tempeln vor; u. A. sind im Hormji-Kloster zu Nara
buddhistische Malereien von hohem kunsthistorischen Werth, welche
dem siebenten Jahrhundert zugeschrieben werden und die Mitwirkung
koreanischer Künstler verrathen, unmittelbar auf die abgeputzte Fläche
gemalt. Bisweilen wurde, wo es die Ausschmückung eines holzgetäfel-
ten Plafonds in Tempeln oder hölzerner Fülltafeln in Wänden mit sich
brachte, auch auf Holz gemalt.
Unter den vielen, aus dem Baste des Papier-Maulbeerbaumes und
anderer Pflanzen gewonnenen Papiersorten geben die Maler der chine-
sischen Schule und der ihr verwandten Kano- und Sesslzzzz-Schulen
einer T0'-slzz' genannten chinesischen Sorte von bräunlich angehauchter
Farbe und ziemlich rauher Oberfläche den Vorzug. In Japan wird aus
dem Baste der Broussonetia papyrifera "X020", das "Zfokuslzi" oder
njlfzho-gami" genannte Papier schon seit dem 9. Jahrhundert, und ebenso
lange schon aus dem Baste der Wickstroemia canescens "Gampi",
das "Gawnpzlvlzi" genannte Papier bereitet. Die feineren durchschei-
nenden Arten dieser beiden vortrefflichen Papiersorten dienen für
Pinselzeichnungen, welche auf den Holzstock übertragen werden sollen,
die dickeren Arten für die mannichfachen Zwecke des Malers. Aber
nur für skizzenhafte Tuschmalereien werden diese, das Wasser sehr
leicht aufsaugenden Papiersorten ohne weitere Zubereitung benutzt; für
ausgeführtere Malereien in Gold und Farben müssen sie erst durch
Tränken mit Dö-sa, einer dünnen wässerigen Lösung von zwei Theilen
Leim und einem Theil Alaun hergerichtet werden.
Die Vorzüge, welche das nach Art unserer Büttenpapiere her-
gestellte japanische Papier vor dem abendländischen Papier durch seine
unübertroffene Festigkeit und Zähigkeit, seine Weichheit und Schmieg-
samkeit, seine matt seidenartig glänzende oder dem feinsten Perga-
ment vergleichbare Oberfläche voraus hat, haben in neuester Zeit die
Aufmerksamkeit unserer Künstler seiner Verwendung für Zwecke des
Kunstdruckes zugelenkt. Ph. Burty, einer der feinsten Kenner unter
den Pariser Japan-Sammlern, hat in einer Studie, Welche die Kunst-
drucker über jene Vorzüge des japanischen Papieres aufklären soll,
daran erinnert, dafs schon Rembrandt und andere holländische Maler-
Radirer ihre Kupferplatten mit Vorliebe auf japanischem Papier
abdruckten, das ihnen durch den Handel ihrer Landsleute mit Japan
gelegentlich zuging, und Burty wie Anderson geben in gleichem Sinne
ihrer Freude darüber Ausdruck, dafs in jüngster Zeit sowohl die Ein-
richtung besonderer Agenturen unseren Kunstdruckern den Bezug japa-
nischer Papiersorten auf regelmäfsigem Handelswege erleichtert hat,