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Kunst
und
Handwerk
Japan,
künstlerischen Gefühles einbläst. Wer nur einigermaßen in der man-
nigfaltigen Fülle japanischer Gewerbserzeugnisse sich zurechtgefunden
hat, wird bald seine helle Freude haben an der vorschreitenden Be-
kanntschaft mit den Individualitäten. Den Weg zu dieser Erkenntnifs
erleichtern ihm die Bezeichnungen vieler, ja der Mehrzahl der besseren
Arbeiten mit den vollen Namen ihrer Erzeuger, denen oft noch An-
gaben über ihr Alter und ihre Herkunft und die Zeit der Anfertigung
beigegeben sind. Schon in diesen Bezeichnungen spricht sich ein stark
entwickeltes persönliches Gefühl eindringlich aus.
Bevor wir uns der Schilderung der technischen Künste im Ein-
zelnen zuwenden, möge ein rascher Ueberblick uns die Lücken ver-
gegenwärtigen, welche das technische Erbgut des Japaners im Ver-
gleich zu demjenigen des Europäers aufweist.
Auch ohne die umständlichen mechanischen Hülfsmittel, über
welche unsere Weber verfügen, haben die japanischen Weber den
höchsten Ansprüchen verfeinerten Geschmackes und üppiger Pracht-
liebe zu genügen verrnocht; nur das in Europa so wichtige Gebiet der
Näh- und Klöppelspitzen und ihrer gewirkten Nachahmungen ist ihnen
verschlossen geblieben. In der Stickerkunst wetteifert die Nadel
mit dem Pinsel des Malers in der Schaffung farbenschöner, freierfunde-
ner Gebilde, sie bleibt aber fern den gebundenen Zierformen, welche
sich dem rechteckigen Fadennetz des Gewebes unterordnen und in
unserer Zierkunst als nKreuzstich-Muster" im weitesten Sinne des
Wortes zu so grofsem Einflufs gelangt sind.
Auf dem Gebiete des
33'" Lackirens und des Lackma-
lens behaupten die Japaner
i, unbestritten den höchsten,
65;! erreichten Bang Auf dein
J des limaillirens haben .816
erst in neuester Zeit ihre
Lehrmeister, die Chinesen,
erreicht, bis dahin nur spär-
f k, liche und seltene Anwendung
von Gruben- und Zellen-
schmelz gemacht, das Maler-
Email aber anscheinend gar
Flaches gclacktes Schminkdöschen (nzitürl. Größe). Motiv
des umgeknoteten Tuches, daher zwei Muster: auf dem nlcht geübt Dle abendlan"
besondere die Aquarell- und
Oelmalerei, sind ihnen erst durch die Berührung mit den Etiropäern
bekannt geworden, haben aber auch jetzt noch die bescheidenen Ver-