der Japaner,
Tracht
Die
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aus. "Wer würde daran denken, eine Frau zu seinem YVeibe zu be-
gehren, welche ihr Haar nicht schmuck in Ordnung hält", sagt, in der
Geschichte von den treuen 13612252, der in die Verschwörung einge-
weihte Waffenhändler Gihei zu seinem Weibe, das er zu zeitweiliger
Scheidung bewegen will, und als sie ihn endlich verlassen hat, wird
sie von zwei als Räuber verkleideten Verschworenen im Auftrage
Yuranosukes, ihres Führers, überfallen und ihres Haares beraubt, damit
ihr Vater, in dessen Haus sie heimkehren will, die nun einer Nonne
gleichende Tochter nicht zu einer neuen Heirath zwingen könne;
Yuranosuke aber giebt ihr, als sie und ihr Mann alle Prüfungen ihrer
Treue gegen die zur Rache verbundenen Ränzh bestanden haben,
die abgeschnittenen Strähne zurück, die sie, wenn sie mit ihrem Gatten
wieder verbunden nach der Kogaz-Mode mit zwei Kämmen auf-
stecken möge, bis ihr Haar wieder gewachsen sei.
Die Bedeutung vollen und wohlgepflegten Haarwuchses im
Frauenleben, wie sie aus diesen und anderen Vorgängen in der Ge-
schichte von den Rönm erhellt, hängt auch damit zusammen, dafs
die Anordnung der Haare auf den verschiedenen Altersstufen und je
nach der gesellschaftlichen Stellung eine andere ist. Das Haar wird
nicht in Zöpfe geflochten, nur ausgekämmt, eingefettet, mit Fäden aus
gedrehtem Papier aufgebunden, geordnet wie es nach Alter und
Stand geziemend, und mit Kämmen aus Holz, Elfenbein oder Schild-
patt, mit metallenen Haarnadeln und einem vierkantigen Stabe, dem
Kogaz", befestigt, welcher in wagerechter Lage durch den Haupt-
knoten gesteckt und um dessen Enden Stücke rothen, blauen oder
lilafarbenen Krepps in Achterform geschlungen werden. Gemeinsam
ist den meisten Frisuren, dafs das Haar frei aus dem Gesicht nach
hinten und oben gestrichen wird, über den Ohren sich flügelartig in
glatten Puffen ausbreitet, zwischen denen eine kleinere Puffe über dem
Vorderhaupt zum Hauptknoten aufsteigt. Die Stelle des männlichen
Mage nimmt oft eine, diesem ähnlich nach hinten und oben umgelegte
grofse Puife ein. In Löckchen geringeltes, in Locken oder gefloch-
tenen Zöpfen herabfallendes Haar kennt die Japanerin nicht, als
schönster Schmuck vornehmer Damen aber galt unter der Herrschaft
der Hofmoden des alten Kaiserreiches das ohne künstlichen Hochbau
frei über den Rücken und die Schleppkleider fliefsende schlichte Haar.
Haarnadeln aus Metall oder Schildpatt mit niedlichen Zierrathen,
Blumen, Früchten, kleinen Geräthen, lnsecten oder Vögeln besetzt, ver-
vollständigen den Haarputz. Sie sind zugleich der einzige Schmuck
der japanischen Frau, welche weder Ohrgehänge, noch Fingerringe,
noch Fibeln und Broschen, Hals- und Brustketten oder andere Schmuck-
stücke kennt, wie solche in der Frauen-Tracht China's, Indiens und