Volltext: Kunst und Handwerk in Japan (Bd. 1)

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Kunst 
Handwerk 
Japan, 
Europa-Sucht verfallenen Landsleute Luft machen, begegnen wir gleich 
uns gekleideten Japanern. Das Kunsthandwerk kennt deren noch durch- 
aus nicht. An der altererbten Tracht, wie sie die Väter des heutigen 
Geschlechtes noch ausschliefslich getragen haben, hält es so fest, als 
habe es niemals einen Frack gegeben. 
Für das Verständnifs der kunstgewerblichen Darstellungen ist 
die Kenntnifs der wichtigsten alten Trachten und der Moden, welche 
unter der langen friedlichen Herrschaft der Shögune des Tokugawa- 
Stammes sich entwickelt hatten, ein Hülfsmittel, dessen der Sammler 
japanischer Alterthümer in vielen Fällen bedarf, wo es gilt, Personen 
und Ereignisse auf ihre geschichtliche Bedeutung zu bestimmen, -und 
irn Allgemeinen, um chinesische Vorgänge von ihnen ähnlichen japa- 
nischen zu unterscheiden. 
Das Hauptkleid der Japaner ist der Kimono, ein offener Aermel- 
rock, welcher vor der Brust von links nach rechts übergeschlagen und 
mit einem gewebten Gürtel, O62, am Leibe festgehalten wird. Je nach 
Stand und Reichthuln wird er kürzer oder länger, mit kurzen oder 
lang herabhängenden Aermeln, aus schlichtem Baumwoll- oder Hanf- 
gewebe oder kostbarem gemusterten Seidenstoff getragen. Als Kleid 
der Bauern aus einfarbigem, meist indigblauem Stoffe, deckt er nur die 
Kniee. Bis auf die Knöchel reichend tragen ihn die Vornehmen, und 
als Okazkiorz] Frauengewand, wächst er bis über die Füfse zum nach- 
wallenden Schleppkleide, dessen unterer Rand durch einen wattirten 
Wulst abweichend gefärbten Stoffes eingefafst ist. Je nach den Jahres- 
zeiten nimmt man ihn aus leichtem oder dichtgewebtem Stoffe, wattirt 
ihn oder zieht mehrere [fimona übereinander. S0 die eleganten 
Damen, Welche oft eine ganze Reihe leichtgewebter, durch Farbe und 
Musterung unterschiedener Okazkiorz" einen über dem andern tragen. 
Auf Reisen und im Kriege schürzt der Träger des langen [Qmono ihn 
mit Hülfe des Gürtels bis über die Waden hinauf, doch nicht selten 
sieht man auf Bildern alter Zeit den vornehmen Krieger auch mit der 
Gliederrüstung über dem ungeschürzten ßmono. 
Die weiten Aermel des Kzmzmo haben nicht wie unsere Aermel 
eine röhrenförmige Oeffnung zum Durchstecken der Hand, sondern 
einen seitlichen Schlitz und sind an ihrem unteren Ende ganz oder zur 
Hälfte zugenäht. Die dadurch gebildeten Säcke, T amolo, vertreten die 
Stelle von Taschen, in denen man durch Einziehen des Armes die 
Hand vor Kälte schützt, und die Blätter weichen Papieres bewahrt, 
deren der Japaner sich anstatt des Taschentuches bedient, um sie nach 
jedesmaligem Gebrauche von sich zu werfen. Mit Steinen füllt die 
T amoto, Wer ein nasses Grab unseligem Leben vorzieht. Die langen, 
oft bis zum Boden niederhängenden Aermel der Frauengewänder ent-
	        
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