Die
Gartenkunst
Japänen
der
]'apaner sind freilich auch die bekannten Spielereien der Gärtner-Scheeren
unserer Renaissance nicht erspart geblieben, und auch in Japan giebt
es Gärtner, die stolz darauf sind, einen Strauch in eine Form gequält
zu haben, bei Welcher sich an ein segelndes Schiff oder an irgend einen
volksthümlichen Helden denken läfst. Immerhin scheint von derartigen
Spielereien in den Gärten selbst nie grofses Aufheben gemacht zu sein.
Wo die Bodenbeschaffenheit es gestattet, da wird bei der An-
lage der grofsen Gärten der alte Name "Berg und Wasser" zur vollen
Wahrheit. Vielfach vertheilte, bald schäumend aus kiefernbewachsenen
Felsen hervorbrechende, windungsreich durch Bambusgebüsche der
Ebene schlängelncle, zu Lotos- oder lris- bewachsenen Teichen erwei-
terte Wasserläufe führen wieder zur Anlage mannigfacher Brücken und
Stege, jene bald in stützenlosem oder von schlankem Bambusrohr
getragenem hohem Bogen gespannt, bald nur als roh behauener Fels-
block, den die Natur selbst dem Wanderer zur Brücke zu bieten
scheint. Die Stege sind so angelegt, dafs je zwei senkrechte Pfähle
eingerammt und oben durch ein Querholz von der zweifachen Länge
einer Brettbreite verbunden, dann auf jedes Querholz zwei Bretter so
befestigt sind, dafs das Ende des ersten und der Anfang des zweiten
Brettes nicht aneinander stofsen, wie bei unseren Bootstegen, sondern
neben einander zu liegen kommen. Davon ist die Folge, dafs die
japanischen Stege nicht einen fortlaufenden Weg bilden, sondern bei
jedem neuen Pfosten ihre Richtung etwas ändern. Den Stegen der
Gartenteiche giebt man gern eine in unregelmäßigem Zickzack lau-
fende wechselvolle Richtung, und diese Stege, mit Vorliebe solche, die
durch ein von blaublühenden Schwertlilien dicht bestandenes Gewässer
geführt sind, werden weiter zu einem selbständigen Motiv der Zierkunst.
Wir begegnen ihnen auf [nrds mit erhabener Goldlack-Malerei und
blau-roth untermalten Perlmutter-Blüthen, auf eisernen Stichblättern mit
ausgefeiltem Schattenrifs der Stege und goldentauschirten Iris, als
Flachmuster stilisirt in den Geweben.
Schattende Laubgänge aus angebundenem oder verschnittenem
Buschwerk finden sich nicht, wohl aber ausgedehnte Pergolen, welche
durch baumartig gezogene Glycinen, deren wagerecht sich ausbreitende!
Zweige von leichten Bambusstäben gestützt sind, gebildet werden und,
wenn die langen lilafarbenen Blüthentrauben sich entfalten, einen den
Naturfreund und Dichter bezaubernden Anblick gewähren.
Strohgedeckte Schutzdächer über in das Wasser hinausgebauten
Altanen oder auf den Gipfeln der schöne Fernsichten bietenden Hügel
erleichtern den Genufs der Annehmlichkeiten der Gärten. Diese Garten-
häuschen sind in der Regel auf allen vier Seiten offen (ein derartiges
Schutzdach ist auf der Seite 37 abgebildeten flzkzZe zu sehen) oder zwei