Kunst
Handwerk
Japan,
höher als diese alte Kiefer. Alles ist nur ein Spielzeug, aber ein aller-
liebstes Spielzeug!
Eine besondere Art der Hausgärten steht mit der alten, für das
japanische Kunsthandwerk in mehrfacher Hinsicht bedeutsamen Sitte
der feierlichen Theegesellschaften der Männer in Verbindung. Schon
in dem älteren, im I5.]ahrhundert durch den Abt Kiu-shin festgesetzten
Ceremoniell der Cba-rzoyu wird der Pflege des Gartens, auf den die
Theestube sich Öffnet, Sorgfalt gewidmet; die Trittsteine und der Kies
müssen gereinigt, die Bäume und Sträucher von welkem Laube ge-
säubert, alle Pflanzen frisch begossen sein. Höhere Bedeutung aber
wird dem Garten in den gegen Ende des 16. Jahrhunderts von Senno
Rikiu festgestellten Bräuchen zugewiesen. Mag die eigenthümliche
Anlage dieses mit Roji, thauiger Grund, bezeichneten Gartens sich
daraus erklären, dafs ursprünglich die Theegesellschaften bei den in
waldigen Gebirgen belegenen, mit Pflanzungen uralter Bäume umge-
benen Tempeln abgehalten wurden, so ist doch die bewufste Absicht,
durch die Gartenkunst auf die Stimmung einzuwirken, unverkennbar.
Von der Theestube aus gesehen, sollte der Garten ein perspectivisch
kunstvoll geordnetes Landschaftsbild darbieten, dessen Anpflanzungen
und Zierstücke in dem Beschauer jene ernsten Gedanken, jene ehr-
furchtsvolle Erinnerung an die Vorbilder einer grofsen Vergangenheit
in dichtender und bildender Kunst, jene friedliche, den höchsten Betrach-
tungen geöffnete Stimmung wecken und erhalten sollten, in welcher die
echten und rechten Cha-noyu-Gäste sich zusammenfinden.
Besondere Bücher geben den Gartenkünstlern Anleitung, wie
sie allen Erfordernissen der Cluz-Izoyu zu genügen haben. Die Mittel,
mit denen sie die beabsichtigte Wirkung zu erreichen suchen, sind im
Allgemeinen dieselben, wie in den übrigen Gärten. Vorzugsweise ge-
pflegt aber werden Gruppen düsterer Gewächse, von Cryptomerien und
anderen Nadelbäumen von anscheinend uraltem Wuchs, welche Bambusen
und immergrüne Untergesträuche überragen. Häufig lugt aus einer
solchen Baumgruppe eine Laterne in Art jener, welche die Zugänge zu den
Tempeln bezeichnen oder in den heiligen Hainen zum Gedächtnifs grofser
Todten von ihren Verehrern gestiftet werden. Da finden sich von kan-
tigen oder runden, schlanken Sockeln getragene oder mit drei, vier oder
fünf vorspringenden Füfsen breit im Boden wurzelnde, aus einem mäch-
tigen Steinblock gemeifselte Laternen [slzi-dörö welche mit ihren
breiten, flechten- und moosbewachsenen Dächern ungeheuren Pilzen
gleichen. Andere aus schwarz-grün patinirter Bronze zeigen die feineren
Glieder des Erzes mit den geschwungenen Lotoskelchen der heiligen
Geräthe und dem geschweiften Dach der buddhistischen Tempel oder
den mehrfachen Geschossen der Pagoden. Unter einfacheren Verhält-