ORNAMENTE
RENAISSANCE.
bleibsel der classischen Gelehrsamkeit in öffentlichen sowohl als
Privatbiblioth eken
sammeln, wurde
die Buchdruckerkunst, ungefähr in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, in Italien eingeführt. Zwei
deutsche Buchdrucker, Sweynheim und Pannartz, errichteten unter dem Schutz der Benedictiner-Mönche
von Subiaco ihre Buchdruckerpresse im berühmten Kloster von Santa Seholastica, WO sie im Jahre 1465,
den Lacantius herausgaben. Im Jahre 1467, begaben sie sich nach Rom, wo ihr " Cicero de Oratore" bald
darauf erschien.
Während in Deutschland und in Frankreich biblische Werke
Kirchenlitteratur, und
in England populäre Schriften zuerst die Buchdruckerei in Anspruch nahmen, lieferte
Italien
Zeitlang beinahe nichts als ausschliesslicb classische
Arbeiten.
Franzose,
Nicholas
J enson, den
wig XI. zu Fust und Seheffer absandte um "le nouvel art par lequel on faisait des livres," bei denselben
zu erlernen, begab sich mit seiner neu erlangten Kenntniss von Mainz nach Venedig, wo er die Cursivschriü.
erfand, die nachher vom gelehrten Aldus Manutius angenommen wurde. Dieser letztere, ein ebenso thätiger
Buchdrucker als gelehrter Verleger, begann im Jahr 1490 den Verlag der griechischen und lateinischen
Classiker, die in schneller Folge nach einander erschienen. Unter seinen ersten Werken war "Hypnero-
tomachia " oder der Traum des Poliphilus, von 'Fra. Colonna, einem gelehrten Geistlichen: ein Werk,
Welches ewig denkwürdig in der Geschichte der Kunst bleiben wird. Es ist mit zahlreichen Holzschnitten
verziert, die, wie man glaubt, vom grossen Künstler Andra Mantegna gezeichnet worden sind. Diese Illu-
strationen, welche ein gründliches Studium der alten Ornainentationskunst verrathen, verbreiteten über den
ganzen europäischen Continent den Geschmack für Typen die mit denen des Mittelalters im diametrischen
Gegensatz standen. Die Herausgabe des Vitruvius, der in 1486 zu Rom, in 1496 zu Florenz, und in 1511
in Venedig mit Illustrationen erschien, so wie auch Albertis grosses Werk " De Re Ediücatoriä," welches
1485 zu Florenz herauskam, setzte den classischen Kunstbestrebungen jenes Zeitalters die Krone auf, und
bot die Mittel dar, die in Italien mit so warmem Eifer aufgenommenen Details der alten Zeichnungen auch
den übrigen Ländern mitzutheilen. Die Grioliti, Nachfolger des ersten Aldus in Venedig, und die Giunti
in Florenz, vervielfaltigten schnell die Ausgaben der classischen Werke, so dass dieses Streben der Renais-
sance, welches ohne die Buchdruckerei sich wahrscheinlich auf Italien beschränkt hätte, mit Hülfe derselben
schnell einen kosmopolitanischen Charakter erhielt.
Doch äusserten die Italiener, wie schon bemerkt, ihre Abneigung gegen die gothischen Formen, lange
ehe die ersten Vorarbeiter in den Minen des Alterthums die Frucht ihres Strebens gesammelt hatten. In
den Ornamenten, welche die Decke der Kirche von Assisi umgeben, und welche dem Cimabue, Vater der
Malerei zugeschrieben werden, iindet sich eine ziemlich richtige Zeichnung des Acanthusblattes. Ebenso hat
Nicola Pisano, wie auch andere Künstler des dreizehnten Jahrhunderts, manche wichtige Elemente der
Zeichnung aus dem Studium der antiken Reste abgeleitet. Doch entwickelten sich die wahrhaft wichtigen
Resultate der Renaissance erst im Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts. Was auf der ersten Stufe nur als
Princip sich offenbarte, wurde gegen die Mitte des fünfzehnten J ahrhunderts, eine Renaissance im wahren
Sinne des Wortes. Es ist unläugbar, dass, in der frühesten Periode der Renaissance, wo die Eingebungen aus
der Natur geschöpft wurden, und die Details der classischen Formen kaum bekannt waren, so manche
Leistungen gewisse Unvollkommenheiten verriet-hen, denen man später, unter einem regelmassigern System
der Ausbildung abzuhelfen gewusst hat, und ddch können wir nicht umhin, der Frische und der Naivetät
der ersten Vorläufer den Vorzug einzuräumen über die zwar vollkommenere aber auch d h
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hielten. p e1 er, 1e s1c an e1ne bemahe unmlttelbare Nachahmung der antlken Weise
.Der erste grosse Schritt vorwärts wurde vom berühmten J aeopo della, Quercia gemacht. Dieser Künst-
ler, aus seiner Vaterstadt Sienna, verbannt, begab sich nach Lucca, WO er in 1413, in der Kathedrale der
Stadt ein Monument zum Andenken der Ilaria di Caretto, Gemahlin des Giunigi di Caretto, Oberlehnsherrn
der Stadt, errichtete. In dieser Arbeit (von der im Crystal Palace ein trefElieher Abguss zu sehen ist),
verrieth der Künstler eine genaue Beobachtung der Natur, sowohl in den Blumengehängen, welche den obern
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