CHINESISCHE
ORNAMENTE.
auf der
ersten
Civilisat-ion
stehende
erreicht,
Kunst,
einmal
schreitet weder vor noch
rückwärts.
Begriff
reinen
Form
stehen
selbst
den N eu-Seeländern
nach, doch
besitzen
sie, im Gemein
morgenlälndischen
Nationen, den
glücklichen
Instinkt
Farben in gefälliger Harmonie zu verschmelzen.
Diese
Eigenschaft übrigens, stand bei ihnen zu erwarten,
indem dieselbe mehr eine angeborne Fähigkeit als ein erlangtes Talent bildet;
die gehörige Würdigung der
reinen Form hingegen erfordert die Aeusserung eines feinern Vermögens, und ist entweder das Ergebniss
eines sehr hoch begabten natürlichen Instinktes, oder entsteht aus der Entwickelung der primitiven Ideen,
die allmälig durch mehrere Generationen von Künstlern verbessert und
endlich
höchsten Vollkommen-
heit gefördert werden.
Zwar zeichnen sich
manche
chinesisch e
Porzellanvasen
Schönheit
Contouren
allgemeinen Form
aufs vortheilhafteste aus, doch übertreffen sie hierin keineswegs die rauben Wasserflaschen
von porösem Thon, die der arabische Töpfer, ohne je eine Kunsterziehung genossen zu haben, täglich an den
Ufern des Nils verfertrigt, ohne andern Beistand als den anmuthsvollen Instinkt der seinem Stamme eigen
Ueberdies geschieht es oft, dass
Chinesen
Form
Vasen
durch
Auflage
grotesker
gänzlich
Verzierungen
und bedeutungsloser
diese Ornamente, anstatt
zerstören, und
Oberfläche
entspringen, werden bloss auf dieselbe angeheftet: woraus wir schliessen zu dürfen glauben, dass die Chinesen
einer gehörigen Würdigung der Form fähig sind,
doch nur in einem geringen Grade.
In ihren gemalten sowohl als gewobenen Decorationen verrathen die Chinesen kein höheres Kunstgeiiihl
als gerade einer primitiven Nation eigen ist. Am besten glückt es ihnen in Zeichnungen, denen eine
geometrische Combination zur Basis dient, und zwar nur in Mustern die aus gleichen sich durchschneiden-
den Linien gebildet sind; sobald sie aber von diesen Mustern abweichen, verrathen sie nur sehr geringe
Kenntniss in der Eintheilung der Flächenräume. Ihr natürlicher Instinkt der Farbenharmonie setzt sie in
den Stand die Formen gewisserinassen zu balanciren, welches ihnen aber minder gut gelingt, wo sie der
Hiilfe der Farben entbehren. Die Buntmuster der Tafel LIX. liefern uns mehrere erläuternde Beispiele.
Die Muster 1, 8, 13, 18, 19, auf Zeichnungen gegründet, die durch die Beschaffenheit ihrer Gestalt nothwendig
eine gleiche Vertheilung bedingen, sind vollkommener als die Muster 2, 4-7, 41, deren Anordnung mehr
der Laune überlassen ist; die Nummern 28, 33, 35, 49 hingegen, und alle andern auf derselben Tafel dar-
gestellten Muster
dieser
Art, sind
Zeichnungen, in
denen
Einklang
Massen
durch
richtige
Balaneiren der Farben gesichert wird, ein Talent, welches die Chinesen
instinktartig
besitzen
immer mit der Quantität der
Indiern gemein haben, besonders in den gewobenen Zeugen, wo der Grrundton
darauf angebrachten Verzierungen im harmonischsten Einklang steht.
Dass die Chinesen tüchtige Co1oris-
ten sind, unterliegt keinem Zweifel, denn sie verstehen es, die reichsten Farben so wie
zartesten
Schat-
tirungen mit demselben glücklichen Erfolg zu balanciren.
Sie behandeln übrigens aufs meisterhafteste, nicht nur
Grundfarben, sondern
secundären
und die tertiären, besonders aber die
hellem
Tinten
reinen
Farben
denen
blassblau,
blassroth
und blassgrün am häufigsten vorkommen.
Ausser den geometrischen Mustern haben die Chinesen
wenige
rein verzierende
COIIVBD-
tionelle Formen.
Einige Beispiele dieser Art
finden
jedoch
Mustern
Aber man sucht vergebens die in andern Stylarten so
häufig
vorkommenden, fliessenden
eonventionell
handelten Ornamente, und ain ihrer
Stelle
ündet
man Darstellungen
natürlicher Blumen
mit Linienzeich-
nungen
LXII.
durchzogen, wie N0. 17, 18, Tafel LXI., oder natürlicher Früchte, wie in den Mustern der Tafel
Doch in keinem Falle erlaubt ihnen ihr Instinkt die gehörige Grenze zu überschreiten, und daher
wird bei ihnen nie, wie das bei uns so oft geschieht, der Einklang
durch Schatten oder Schattirungen beein-
trächtigt, so unnatürlich und unkünstlerisch auch ihre Anordnungsweise sonst gewöhnlich ist. In ihren
gedruckten Papiertapeten werden Gestalten, Landschaften und Ornamente so weit conventionell behandelt,
daselysie das Gefühl des Beschauers nie, durch Uebertretung der gehörigen Grenzen der Decoration,