IN DISCHE
ORNAMENTE.
sie abpüücken zu wollen. In den persischen Ornamenten, Tafel XLVII., sind die Blumen auf eine ähnliche
conventionelle Weise behandelt, welches beweist, dass der persische Einfluss eine bedeutende Wirkung auf
die indische Behandlungsart der Blumenverzierung ausübte.
Die richtigste Beurtheilungskraft äussert sich auch immer in der verständigen Anwendung der verschie-
denartigen Ornamente auf die verschiedenen Theile des zu verzierenden Gegenstandes, indem das Ornament
immer im besten Einklang ist mit der Stellung die es einnimmt. An dem schmalen Hals der Hukhas sind
hängende kleine Blümchen angebracht, während die schwellende Form and die Basis des Gefässes mit
grössern Mustern verziert ist; am untern Rande desselben sieht man Ornamente die eine aufwärts strebende
Tendenz haben, aber zugleich eine ununterbrochene Linie um das Gefäss bilden, damit das Auge nicht von der
Richtung der Gestalt abgeleitet werde. Die Hiessenden schmalen Ränder, wie in N0. 24, finden sich immer
mittelst anderer Linien contrastirt, die sich in einer entgegengesetzten Richtung bewegen; und unter allen
Umständen ist dafür gesorgt, dass der Eindruck der Ruhe in der Verzierung nicht gestört werde.
In der gleichen Vertheilung der Verzierung der Oberflächen auf dem Grunde offenbaren die Indier
einen merkwürdigen Instinkt und eine Vollkommenheit der Zeichnung die ans Wunderbare grenzt. Das
Ornament N0. 1, Tafel L., von einer gesticktem Satteldecke, erregte in der Ausstellung von 1851 allgemeine
Bewunderung. Das ebenmässige Gleichgewicht das. zwischen der Goldstickerei und dem grünen und
rothen Grund herrschte, war so vollkommen, dass keine europäische Hand im Stande war, dasselbe Eben-
mass und denselben vollkommenen Einklang der Form und der Farbe im Copiren hervorzubringen. Die
Indier verstehen die Kunst die Farben auf ihren gewobenen Zeugen derart auszubreiten und zu verschmel-
zen, dass die colorirten Gegenstände, aus der Entfernung angesehen, einen neutralisirten Farbenglanz dar-
stellen, ein Resultat das die indischen Künstler immer zu erzielen suchen. Um die gehörige Grenze des
Raumes auf den Tafeln nicht zu überschreiten, haben wir die Anzahl der Darstellungen natürlich beschrän-
ken müssen, so dass wir nicht immer das gehörige Gleichgewicht der Farben hervorzubringen vermochten.
Doch können alle diejenigen, die in der Anfertigung gewobener Zeuge betheiligt sind, die indische Samm-
lung im Museum zu South Kensington mit Nutzen studiren. In dieser Sammlung sieht man die glänzend-
sten Farben aufs harmonischste miteinander verschmolzen, ohne dass sich der geringste Misston entdecken
liesse. In allen Mustern offenbart sich bei der Massenvertheilung der Ornamente die genaueste Angemes-
senheit zur Farbe des Grundes: einer jeden Farbe oder Tinte, von den blässesten und mattesten Schatti-
rungen bis zu den tiefsten und glänzendsten, wird genau der Betrag von Verzierung zugemessen, den sie zu
alle gewobene Zeuge anwendbar sind, machen sich
tragen geeignet ist.
Folgende Regeln, die auf
in
indischen
den
Mustern
bemerklich:
1. So oft Goldornamente auf farbigem Grund gebraucht werden, zeigt sich der Grund immer am dun-
kelsten an den Stellen, WO das Gold in grossen Massen angewendet ist, wo aber das Gold spärlicher gebraucht
wird, ist auch der Grund heller und zarter.
2. Wenn auf farbigem Grunde ein Goldornament allein steht, so wird die Farbe des Grundes in dasselbe
geleitet, mittelst Verzierungen oder Schraffirungen, die durch das Gold selbst in den Grund hineingear-
beitet werden.
3. Wenn farbige Ornamente auf einem Grunde von contrastirender Farbe sich befinden, so ist das
Ornamente mittelst eines Randes von hellerer Farbe vom Grunde abgesondert, um einem zu grellen Contrast
vorzubeugen.
4. Wenn hingegen farbige Ornamente auf einem Goldgrunde angebracht sind, so ist das Ornament
mittelst eines Randes von dunklerer Farbe vom Grunde abgesondert, damit das Gold das Ornament nicht
überwältige._ Viele N0. 10, Tafel L.
5. In andern Fällen aber, wo verschiedene Farben auf farbigem Grund gebraucht werden, ist das
Ornament mittelst; Contouren von Gold, Silber oder auch von weisser oder gelber Seide vom Grunde abge-
sondert, wodurch dem Ganzen durchgehends derselbe Generalton verliehen wird.
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