Volltext: Grammatik der Ornamente

BYZANTINISCHE 
ORNAMENTE. 
Charakter, obgleich zur selben Periode gehörend, sind die Muster N0. 22, 24, 39, 40, 4l,_die als Beispiele des 
venetianisch-byzantinischen Styles dienen; sie sind beschränkt im Umfang, da. der Styl derselben beinahe 
ausschliesslich local und ganz eigenthümlich ist. Es giebt jedßßh einige darunter, die deutlicher den 
byzantinischen Charakter verrathen, wie N0. 23, mit den verschlungenen Zirkeln, und das in der Sophien- 
kirche so häufige Stufenornament, Tafel XXIX., No. 3, 10, 11.   
Das opus Alexandrinum, oder die Marmor-Mosaik, unterscheidet sich vom opus Grecomvlcum oder der 
Glas-Mosaik, hauptsächlich durch die Verschiedenheit der angewendeten Materialien;  Princip aber des 
geometrischen Motives,_ist in beiden dasselbe. Die Fussböden der romanischen Kirchen in Italien sind 
reich an Mustern dieser Gattung, die als Tradition aus dem Zeitalter des römischen Augustus der Nachzeit 
überliefert wurden. Die Nummern 19, 21, 36, 37, 38, geben einen guten Begriff von der Beschaffenheit 
dieser Ornamentsart. 
Es existirten überdies, während der romanischen Periode in verschiedenen Theilen Italiens, gewisse 
Localstylarten, die auf dem System der Marmoreinlegung beruheten, aber mit den römischen oder byzan- 
tinischen Modellen gar nichts gemein hatten. Das Muster N0. 20, von San Vitale, Ravenna, gehört zu 
dieser Art, wie auch die Fussböden des Baptisteriums und der Kirche San Miniato, Florenz, Worin der Effect 
bloss mittelst des abwechselnden weissen und schwarzen Marinors hervorgebracht wird. Diese Localstyle, 
sowohl als die im südlichen Italien unter maurischem Einfluss angefertigten Mosaikarten ausgenommen, 
findet man alle die Principien der IMarmor- und der Glasmosaiken schon in den alt-römischen eingelegten 
Verzierungen aller Provinzen, die die Herrschaft Roms anerkannten. Die merkwürdigsten waren die in 
Pompeji gefundenen Mosaiken, von denen mehrere auffallende Beispiele in der Tafel XXV. enthalten sind. 
Der Einfluss der byzantinischen Kunst war vom sechsten bis zum elften Jahrhundert, und selbst noch 
später, von grosser Wichtigkeit für Europa, doch hat er unter allen Völkernauf keines so mächtig gewirkt, 
als auf das grosse, an Ausdehnung immer zunehmende Geschlecht der Araber, die den Glauben Muhameds 
verbreiteten, die schönsten Länder im Orient eroberten und endlich sogar in Europa festen Fuss fassten. 
Ihre ältesten Gebäude in Kairo, Alexandrien, Cordova; und Sicilien verrathen deutlich den Einfluss des 
byzantinisehen Styls. Die Traditionen der byzantinisdchen Schule wirkten auch, Inehr oder weniger, auf alle 
andere angrenzende Länder, und dienten gewissermaassen als Basis der ganzen decorativen Kunst des Morgen- 
landes und des östlichen Europas.  
WARING. 
Skptenzber, 1856. 
3;? Fernere Auskunft findet man im," Haudbook" 
des byzantinischen und romanischen Hofes zu Sydenhmu. 
JVYATT 8a Wmma. 
FOLGENDE. 
WERKE 
HABEN 
ILLUSTRATIONEDI 
GEDIENT. 
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