Grundlage.
auf historischer
Schulen
noch August Soller (1805-1853), vielleicht der begabteste Architekt seiner Zeit in Berlin, der sich
aber entschieden der romantischen Richtung zuwandte und am meisten bestrebt war, mittelalterliche Motive
mit modernen Kunstformen im Kirchenbau zu verschmelzen. In den Jahren 1853-1856 entstand seine
katholische St. Michaelskirche in Berlin im italienisch-l'on]anischen Stil, damals einer der besten Kirchen-
bauten Berlins. Die evangelische Kirche in Königshütte ist dagegen ein Beispiel von Tischlergotik; wieder
besser ist die nach seinem Planen, wenn auch infolge einer Umarbeitung, ausgeführte katholische Kirche
in Miechowitz, ein dreischiifiger Hallenbau, mit Querschiü und Chor in der Breite des Mittelschiffs.
Einen grossartigen Zug erhielt der Berliner Wohnhausbau durch Friedrich Hitzig (1811-1881),
der zwar noch eng mit der Schinkelschen Schule zusammenhing, aber doch mit Entschiedenheit auf
die italienische und selbst auf die französische Renaissance zurückgriff. Das Drakesche Wohnhaus in
der Königsgrätzerstrasse mit seinem von Karyatiden getragenen Balkon, jetzt abgebrochen, war ein
frischer Griff. Es folgten mehrere Schlossbauten im Mecklenburgischen, dem Zuge der Zeit entsprechend
im englisch-gotischen Burgenstil. Hitzig war der erste Privatarchitekt Berlins, dem sich wieder die
Bahn zur Ausführung öffentlicher Gebäude öffnete, denn bis dahin fielen alle derartigen Aufgaben
Schinkel zu. Es entstanden als Hitzigsche Schöpfungen von 1859-1864 die Berliner Börse, 1869
bis 1876 die Reichsbank, 1871 das provisorische Reichstagshaus mit Grop ius und Schmieden zusammen,
jetzt abgebrochen, von 1879 ab der Ausbau des Zeughauses zu einer Ruhmeshalle und der Fortbau der von
R. Lucae begonnenen Technischen Hochschule in Charlottenburg. Die Börse, seit dem Brandenburgerthor
der erste ganz in Sandstein ausgeführte Bau Berlins, knüpft in der Stilfassung an den Pariser Louvre
an, beide obere Geschosse sind durch eine grosse korinthische Saulenstellung zusammengefasst. Das
Innere kommt auch sonst aussen nicht zur Erscheinung; das beste ist die Saulenhalle im Erdgeschoss
der Hauptfront zwischen den Flügeln. Der grosse Börsensaal, durch eine Quergalerie zweigeschossig
geteilt, geht in der Deckenbildung mittels Gipskassetten auf gewölbartig gebogenen Eisenträgern wieder
auf Pariser Vorbilder zurück. Das Gebäude der Reichsbank hat polychrome Fassaden in Haustein und
Ziegeln und ist wieder starker hellenistisch als andere gleichzeitige Bauten Hitzigs. Neben diesen
Bauten gingen seine zahlreichen Wohnhausbauten her, namentlich seit 1858 die in der neuangelegten
Viktoriastrasse, welche in Berlin erst so recht den Typus der städtischen Villa herausbildeten. Hitzig
hatte den Bebauungsplan für die Viktoriastrasse aufgestellt. Die Hauser zeigen entweder hellenistische
oder Hochrenaissanceformen, bisweilen auch die der französischen Renaissance, wie das Haus Nr. 13
mit Mansarddach und fein ornamentierten Eckpilastern, welches förmlich Mode wurde. Erst seit der
Mitte der fünfziger Jahre zeigt sich in Hitzigs Wohnhausbauten der grossartige Zug in der Grundriss-
entwicklung im Wechsel viereckiger mit runden und elliptischen Räumen, ersichtlich unter dem Einflüsse
französischer Vorbilder. Die ersten Beispiele dieser Art liefern: ein Doppelhaus in der Bellevuestrasse,
die Villa Gerson in der Tiergartenstrasse, das Palais Pourtales am Königplatz, bereits mit 5 m Abstand
der Fenstermittel und ebensoviel Stockwerkshöhe, ausserdem mit dem für Berlin neuen Komfort eines
Wintergartens versehen. Das Gersonsche Haus an der Ecke der Bellevue- und Lennestrasse fiel durch den
Sandsteinbau der Fassaden, die schönen schmiedeeisernen Gitter und Thore, sowie durch die grossraumige An-
lage der Durchfahrt und ihre direkte Verbindung mit der Treppe auf. Ein anderes Haus in der Bellevue-
strasse, nach der Lennestrasse durchgehend, zeigt eine villenartige Gruppierung der Flügelbauten; die
Hansemannsche Doppelvilla in der Tiergartenstrasse trägt denselben vornehmen Charakter. Der später
abgebrochene Ottosche Cirkus mit eisernem Zeltdach und künstlerischem Bilderschxnuck erhob sich zu
einer Art von Monumentalitat. In den Jahren 1869-1871 erbaute H itzi g in Triest den Palazzo Revoltella
in aufwandvoller Ausstattung. In der Detaillierung seiner Bauten liefert Hitzig wenig selbständig
Erfundenes; er benutzt meist die Muster der Schinkelschen und der historischen Renaissance. Ein
Nachfolger Hitzigs im vornehmen Privatbau war Adolph Lohse (1807-1867); seine Hauptschöpfung