Schulen
auf historischer
Grundlage
seiner Schule sinddie Vorbilder der späteren Berliner Milchkalfeefarben geworden und seine Möbel
sind unbequem. Die durch Schinkel begründete Architekturschule in Norddeutschland fusste fast
allein auf seiner zeitgemässen, griechischen Renaissance, abgesehen von dem Einflusse den die theore-
tischen Arbeiten der Franzosen, des Ledoux und noch mehr des Durand ausübten. Namentlich
der „Abriss der Architektur u. s. w." des letzteren förderte den akademischen Schematismus. Die Ein-
führung der flachen Dächer in die norddeutsche Privatarchitektur ist ebenfalls zunächst durch Schinkel
veranlasst. Die Schinkelsche Schule setzte sich in Berlin unmittelbar durch Strack, Stüler und
Knoblauch fort. Im Jahre 1838 gaben Stüler und Strack die ersten Hefte eines architektonischen
Albums heraus, Entwürfe zu Eisenbahnhochbauten behandelnd; die Vorschläge kamen zur rechten Zeit
und sind damals fast zu Normen geworden. Im Jahre 1835 war die erste Dampfeisenbahn Deutschlands,
die bayerische Ludwigsbahn in der Strecke Nürnberg-Fürth, 1837 die erste Strecke der sächsischen
Eisenbahn Leipzig-Alten vollendet. Friedrich List, der Nationalökonom, war der erste Anreger des
Eisenbahnbaus in Deutschland. Die Schüler Schinkels übertrugen seinen Stil auch auf die bürgerlichen
Wohngebäude, zugleich standen die von Frankreich herkommenden Eisenkonstruktionen im V ordergrunde
des Interesses; man glaubte damals an die stilbildende Kraft des Eisens und verlor sich in Spekulationen
über die aus der rückwirkenden, relativen und Zerreissungs-Festigkeit herzuleitenden Deckenformen.
Indes nahm der innere Komfort der Wohnungen bedeutend zu; so wurden beispielsweise die ersten
Centralheizungen nach dem Hochdrucksystem von Perkins eingeführt.
Johann Heinrich Strack (1805-1880), der langjährige Gehilfe Schinkels, bewegte sich
durchaus im Formenkreise seines Meisters, neben der griechischen Renaissance allenfalls eine klassisch
gemässigte Gotik zulassend, aber alle modernen Renaissancebestrebungen durchaus ablehnend. Im
Sieheschen Hause im Tiergarten zu Berlin, jetzt abgebrochen, machte Strack der malerisch-romantischen
Richtung eine Konzession, bezeichnete aber später selbst den Bau als eine Jugendsünde. Das Haus
hatte in der Mitte der Front eine weite flach-bogig geschlossene Nische, mit einer im ersten Stock durch-
gehenden Galerie und pompejanischer Bemalung. Der Grundriss zeigte einen Centralraum mit Oberlicht,
eine später für die Berliner städtische Villa typisch gewordene Anlage. Strack war der grosse Meister
des hellenistischen Details, weniger beanlagt für die Gesamtkomposition der Bauwerke im grossen. Die
ersten-selbständigen Schöpfungen Stracks, die Graf Raczynskischen Bauten, Villa und Gemäldegalerie
von 1843 vor dem Brandenburger Thore, jetzt abgebrochen, zeigten sein Schaffen von einer Iausserst
liebenswürdigen Seite, in den Hauptanordnungen mit einem Anklange an italienische Hochrenaissance. Im
Widersprüche mit seiner eigentlichen Richtung hatte Strack in den nächsten Jahren mehrere gotische
Bauten zu errichten: die Erweiterung des von Schinkel begonnenen Lustschlosses Babelsberg für den
nachmaligen Kaiser Wilhelm I., in den Jahren 1853-1856; den Bau der gotischen St. Petrikirche in
Berlin, durch ihre von aussen nicht zu ahnende Weitraumigkeit auffallend, dann den Flatower Turm
bei Babelsberg, als mittelalterliches Burghaus gestaltet. Ganz in seinem Sinne führte Strack den Bau
und die Einrichtung der Villa Borsig in Moabit aus, ebenso das Taglionische Haus in der Französischen
Strasse mit einem Tempelgiebel, dann die Ausstattung der Borsigschen Fabriken in Moabit und Berlin.
Die Hallen der letzteren in T errakottabau, jetzt abgebrochen, versuchten nach Bötticherschen Grund-
satzen eine Verbindung der griechischen Formen mit dem Gewölbebau, blieben aber Wegen des allzukleinen
Massstabes wirkungslos. An dem Umbau des kronprinzlichen Palais unter den Linden war Strack
gezwungen, dem Vorhandenen Rechnung zu tragen; seine Hinzufügungen im Äussern, namentlich der
kolossale Saulenportikus mit dem dahinter liegenden Balkon, sind nicht besonders glücklich, und im Innern
ist eigentlich nur -die Treppenhalle bemerkenswert. Eine echt Stracksche Schöpfung ist wieder der
Umbau des Bierschen Hauses am Leipzigerplatz, welches mit einer Sandsteinfassade in korinthischen
Formen ausgestattet wurde. In der Innendekoration des Hauses hat Strack seinem Freunde Bötticher