Frankreich.
aus der napoleonischen Zeit gemalt. Das Bild von 1834 „Napoleon bei der Rückkehr von Elba" machte
ihn bekannt. Später in Rouen lebend schuf Bellange noch eine grosse Anzahl von Schlachtenbildern mit
tiefem Gefühl aber ohne das theatralische Pathos Vernets, namentlich durch dramatische Energie
ausgezeichnet „die Kürassiere von Waterloo". Bellange hat einen geistigen Zusammenhang mit der
Romantik, ist aber durch seine scharfe Auffassung der Wirklichkeit ein Vorläufer der Naturalisten.
Cogniet, Gleyre und Couture sind die Lehrer der neuen Malergeneration geworden, sie suchten die
ideale Richtung mit einem genaueren Naturstudium und glänzenden Kolorit zu verbinden. Leon Cogniet
(1794-1880), der Schüler Guerins, gewann mit einer „Befreiung der Helena durch Castor und Polluxft
den römischen Preis und sandte von Rom antikisierende und sentimentale Bilder. Sein „Marius auf
den Ruinen von Karthago" (1824) errang keinen Beifall, mehr die _„Scene aus dem bethlehemitischen
Kindermord", um 1833 entstand ein Deckenbild für den Louvre „die ägyptische Expedition Bonapartes",
welches aber ganz als Staffeleibild behandelt ist, in den folgenden Jahren schuf er mehrere Schlachtenbilder
für Versailles, hauptsächlich von Philippoteaux unterstützt. „Tintorett0 am Todtenbette seiner Tochter"
(1843), mit dem Lichteffekt der Lampe auf dem Gesichte der Toten, fand den Beifall der Menge:
indes hat Cogniet seinen zahlreichen Schülern die Lehre eines energischen Kolorits überliefert.
Charles Gleyre (1806, 1874) hat sich einen grossen Stil durch seine Studien im Orient gebildet,
er vergisst aber nicht über der Farbenpracht des Orients die strenge Stilisierung der Zeichnung; eines
seiner bedeutendsten Bilder ist die „Vision auf dem Nil" (1843); ein Mann in antiker Tracht blickt in
tiefer Trauer einer auf den Nil entschwebenden Barke nach, auf deren Rande Amor sitzt, während die
im Boote befindlichen Frauen, die Träume der Jugend personifizierend, dem Zurückbleibenden Abschieds-
blicke zuwerfen. In seinem nächsten Bilde "Trennung der Apostel" (1845), in der Kirche zu Montargis,
zeigt sich eine grosse Stärke der Charakteristik und ein wahres Empfinden. Der Schwerpunkt seines
Schaffens liegt in seinen mythologischen Bildern von 1858-4868, wie _„Herkules zu den Füssen der
Omphale" u. a. Die 1852 vollendete „Venus Pandemos", typisch für die Malerei der kommenden Epoche,
ist nicht absichtlich frivol, sondern in der Wiedergabe des Nackten durch stilistische Behandlung gemildert.
Thomas Couture (1815, 1'- 1879), Schüler von Gros, übernahm später das Atelier Delaroches. Couture
studierte die italienischen Koloristen und Natnralisten; seine Hauptbilder, auf die Sitten seiner Zeit
anspielend, sind: .,die Liebe zum Golde" (1844) und noch mehr ,.die Römer der Verfallzeit" (1847), eine
Satyre auf die herrschende Sittenverderbnis. Couture hat den Erfolg des letztgenannten Bildes mit
keinem anderen wieder erreicht. Der „Edelknabe mit Falken" (1855) war wieder glänzend gemalt, das
„Duell des Pierrot" und die „moderne Courtisane" hatten wieder satyrische Absichten. Couture war
wie Cogniet der Hauptlehrer für den Kolorismus. Puvis de Chavannes (geb. 1824, T 1899), der
Schüler Coutures, hat eine ausserordentliche stilistische Meisterschaft in der hohen dekorativen Malerei
erreicht, er vermag seine naturalistischen Gestalten in eine ideale Sphäre zu rücken. Seine besten
Leistungen gehören erst der neuesten Zeit an. Jean Louis Ernest Meissonier (geb. 1815, T 1891), der
grosse Schüler Cogniets, ist mehr den Niederländern gefolgt; die „Schachpartie" (1841) begründete seinen
Ruhm, es ist ein ruhiges Existenzbild in der Weise der Terburg und Mieries. Bis zum Beginn der
sechsziger Jahre verharrte Meissonier in der Welt des 17. Jahrh. mit einer erstaunlichen Virtuosität
der Darstellung, erst die Aufträge Napoleons III. führten ihn auf ein modernes Gebiet. Napoleon 1.,
in seinem Unglücke zeigte der „Feldzug in Frankreich 1814", während der „Kaiser bei Solferino" den
dritten Napoleon auf der Höhe seines Ruhmes darstellte; beide Bilder (1864) sind nur im kleinen Format
gehalten, beanspruchen jedoch den Werth wirklicher Historienbilder.
Eine neue Seite der französischer Malerei, die sozialistische, eröffnete Jean Francois Millet (1814
bis 1874), in seiner Formgebung Materialist, aber der Idee nach poetisch, obgleich er meist nur die
eine Seite der Arbeit zeigt, den Knecht, der unter der Last des bezahlten Dienstes zusammenbrioht.