Volltext: Die Dekorationsformen des 19ten Jahrhunderts

Frankreich. 
und dem „Hafen von Rosette", eine sanfte, harmonisch wirkende Lichtfülle und jedem Einzelwesen seine 
natürliche Stelle. Erst in seinen letzten Bildern wird Nlarilhat trocken-realistisch. Francois Biard 
(1801-1882), Schüler Revoils, ist Orientmaler und Romantiker. Er hatte grosse Reisen nach Spanien, 
Griechenland, Syrien und Ägypten gemacht- und stellt den Orient von der Empfindungsseite her dar: die 
„Araber in der Wüste vom Samum überfallen" (1833), der _,.Sklavenmarkt", das „Beduinenlager in der 
Wüste, in der Nacht von Löwen beunruhigt" geben die Leiden und die durch Elementarereignisse hervor- 
gerufene Schrecken der Orientländer wieder. Als Historieninaler bevorzugte Biard das Aufregende, wie 
in dem xwahnsinnigen Karl VI. von Frankreicha und „Jane Shore, in den Strassen Londons den Hungertod 
sterbenda. Die Früchte einer 1839 nach Lappland unternommenen Reise waren: der „ Kampf von Matrosen 
mit Eisbären", "Übergang des Herzogs von Orleans über den Fluss Muonio", der Herzog von Orleans 
in einem Lappenzelte, der Pfarrer Caessedius, die heidnischen Lappen unterrichtend, endlich der „Hudson 
von der Schiifsmannschaft verlassen". Eugene Fromentin (182O_1876), Schüler Cabats, ist der 
Stimmungsmaler des Orients. Er war wiederholt in Algier und folgte in seinen Bildern dem Bestreben 
Marilhats nach Wahrheit des Ausdrucks in Verbindung mit Idealitat. Unter seinen von 1848-1859 
gemalten zahlreichen Orientbildern ist das hervorragendste, „der Saum einer Oase während des Sirocco", 
die gelungene Darstellung des Herannahens der fast das ganze Bild einnehmenden gelblich-grauen, alles 
umhüllenden Staubwolke. Seit 1861 bringt Fromentin eine bedeutendere Stalfage in seinen Bildern 
an, von denen die „Fantasia in Algier" (1869) als seine Meisterleistung in der Darstellung des Pferdes 
zu bezeichnen ist. F romentin war zugleich als Schilderer des Orients mit der Feder von grosser 
Bedeutung; seine wenig geglückten Versuche, zur Historienmalerei überzugehen, wurden durch seinen 
Tod unterbrochen. 
Die französische Landschaftsmalerei, erst durch die Romantik wieder zur Blüte gekommen, nahm 
sofort eine nationale Wendung und bildete sich zunächst an den aus der Umgebung von Paris geschöpften 
Studien. Paul Huet (1804-1869) brachte in seinen ersten Bildern Luftstimmungen zur Anschauung; 
sein Bild „der Reitera (1823) schildert die Gewitterstimmung am Abend, die „Überschwemmung von 
„St.-Cloudf' (1855) ist ein Meisterwerk romantischer Stimmungsmalerei und zahlreiche andere folgten. 
Der eigentliche Poet der Landschaft, der Schöpfer der „Paysage intimef ist Camille Corot (1795, 
1' 1875), Schüler von Michallon und Bertin, er kam gleichzeitig mit Huet zur Stimmungsmalerei, 
vielleicht waren beide durch die englischen Maler Bonnington und Constable angeregt. Die romantische 
Schule nahm diese neue Richtung mit Begeisterung auf. Corot hat die zarte musikalische Poesie, die 
idyllische Süssigkeit der Natur aufgefasst, er liefert keine Naturporträts, auch die Stalfage bleibt 
unbestimmt. In seiner ersten Periode war das Schafen Corots durch die 1826 nach Italien unternommene 
Reise bestimmt, obgleich die „Ansicht von Narni" nicht genau die Gegend wiedergiebt. Zurückgekehrt 
malte er „Hagar in der Wüste", „Diana im Bade", „Zerstörung von Sodom", „Homer bei den Schafhirten", 
„Daphnis und Cloö", „Christus am Ölberge" und den „Wald von Fontainebleau", sämtlich bis 1848. 
Erst in den fünfziger und sechziger Jahren entstanden Corots Meisterwerke, der „Brand von Sodoma, 
die Erinnerung aus Ville d'Avray, Dante und Virgil, Macbeth und die Hexen u. a., welche seinen Namen 
berühmt machten. Für Narciso Virgilio Diaz (1807, T 1876), den Freund und Gesinnungsgenossen 
Corots, blieb der Wald von Fontainebleau der Lieblingsplatz seiner Studien. Von 1831-1841 malte 
Diaz verschiedenes Figürliche, ohne sonderlichen Erfolg, erst seit 1844 bekam er Ruf durch seine Bilder, 
den Hochwald Bas-Breau, die „Orientalin" und „Zigeuner zum Feste ziehend". Im Jahre 1855 ging 
Diaz nach dem Orient und malte nach seiner Rückkehr eines seiner besten Bilder, die „Vipern-Lache", 
Die Marinemalerei wurde ähnlich wie die Landschaftsmalerei von der romantischen Richtung mit 
fortgerissen; der Marinemaler Theodore Gudin (1802, T 1880) gesellte sich zu den Romantikern 
Gericault und Delaoroix. In seiner späteren Zeit wählte Gudin für seine Bilder erschütternde
	        
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