auf historischer Grundlage.
Schulen
Ausdruck der Empfindung und selbst der Leidenschaft. Die Gruppe des von Gott verfluchten Kain mit
den Seinigen (1833), dann die Schiffbrüchigen (1867) sind voll dramatischen Lebens und nähern sich der
romantischen Auffassung. Bernhard Seurre der Ältere (1788-1858), Schüler Cartelliers, und
Emil Seurre der Jüngere (1795-1867) gehören ganz der klassischen Schule an, ebenso Alexander
Dumont (1801-1884), der den Genius der Freiheit auf der Julisaule schuf, Philipp Henri Lemaire
(1798-1880), von dem das sehr antikisierende Hochrelief im Giebelfelde der Madeleinekirche herrührt,
Christus als Weltenrichter zwischen den Auserwählten und Verdammten darstellend, und J ale y (1802-1866),
ein Schüler Cartel liers, der sich hauptsächlich mit mythologischen und allegorischen Figuren beschäftigte.
Die künstlerische Bedeutung Davids d'Angers und seine eine neue Bahn eröffnende Richtung
versammelte viele Schüler um ihn. In diesem Kreise ist Auguste Preault (1809-1879) der charakter-
vollste, derselbe behandelt im Sinne der romantischen Malerschule mit Vorliebe tragische und nerven-
aufregende Stoffe. Diesem Streben entsprachen seine Reliefs „Tod des Dichters Gilbert im Spital" (1833)
und „der Hunger". Ein anderes Relief „die Metzelei" (1834), gab ein grassliches Handgemenge von
Personen, welche sich würgen, zerreissen und dabei aufheulen. Ein in Holz geschnitzter Christus für
die Kirche St. Gervais mit einem in schrecklichem Todeskampfe sich windenden Körper, weiter noch
eine Anzahl religiöser Skulpturen in ähnlicher natur'alistischer Übertreibung gebildet sind ganz unkirchlich.
Erst 1850 gelang Pre ault in der Statue des Generals Marceau für Chartres eine ruhige, ausgereifte
Schöpfung zu liefern. Welches hohe Mass der Charakteristik dem Künstler zu Gebote stand, zeigt eine
als Grabmal ausgeführte Büste auf dem israelitisclien Teile des Pere Lachaise, welche die Finger auf
den Mund legt und als eine packende Allegorie des ewigen Schweigens gedeutet werden kann. Ausserdem
von Preault herrührend: der gallische Reiter auf der J enabrücke, die Statuette „La Comedie francaise",
die geflügelten Genien des Krieges und des Friedens an der Louvrefassade und eine Anzahl Grabmaler.
Den Kampf mit dem akademischen Klassizismus kämpften neben Preault noch Barye, Moine,
Maindron, Feuchere u. a. Antoine Louis Barye (1794-1875) ist der Begründer der modernen
Tierplastik geworden. Er studierte bei Bosio und Gros, war aber von 1823-1828 genötigt Modelle
für das Kunstgewerbe zu fertigen und bildete sich selbst zum geschickten Bronzegiesser aus. Erst in
den dreissiger Jahren ging er zu den grossen Werken über; 1831 entstand ein Tiger, der ein Krokodill
zerreisst und ein Bar, 1833 ein kolossaler Löwe, der eine Riesenschlange verzehrt, durchaus nach der
Natur studiert und in Bronze ausgeführt. Der ruhende Löwe von 1848, sowie das kolossale Hochrelief
des schreitenden Löwen an der Julisäule zeigen eine stärker betonte Monumentalitat. Später lieferte
Barye auch Gruppen, wie Kraft und Ordnung, Krieg und Frieden. Die Mehrzahl seiner vorzüglichen
kleinen Tierbildungen in Bronze sind grossartig aufgefasst, von dramatischem Leben erfüllt, und gehen
weit über das dekorative Genre hinaus. Jules Etienne Ramay (1796-1852) und seine Schüler
Perraud, Jouffroy, Mathieu, Klagmann u. a. vertreten vorzugsweise die monumentale Dekoration;
sie wissen ihre Arbeiten in Übereinstimmung mit der wieder lebendiger werdenden Architektur zu gestalten.
Hippolyte Maindron (1801-1884), Schüler David d'Angers, folgt der romantischen Richtung.
Seine Hauptwerke sind: die Seherin Velleda, die heilige Genoveva den Attila entwaffnend, die Taufe
Chlodwigs durch den heiligen Remigius, sämtlich naturalistisch behandelt, jedoch mit einem theatralischen
Beigeschmack. Seine religiösen Skulpturen entbehren ganz der Wahrheit des Gefühls. Aus diesem Kreise
zeigt sich J ules Cuvelier wieder starker klassizistisch, Ottin übertrieben theatralisch in seinem
„Indischen Jäger zu Pferde von einer Riesenschlange überrascht" und in der Bronzegruppe „der moderne
Ringer". Besser sind seine Figuren zur Medicis-Fontaine im Luxembourg-Garten.
Die Nachfolge der Klassik war aber keineswegs besiegt, sie setzte sich in den Zeitgenossen und
Schülern Pradiers fort und wusste die Gunst des Publikums zu fesseln. Francois Jouffroy
(1806-1882) ist zwar akademisch kalt, zeichnet sich aber durch vornehme Formenbehandlung und den