Grundlage.
auf historischer
Schulen
L assus und Viollet-le-Duc führten von 1837-1867 die sehr umfassenden Restaurationsarbeiten in der
Ste. Chapelle des Palais de J ustice aus, die sich besonders auch auf die Glasfenster und die polychromischelnnen-
dekoration erstreckten. Man kann aber nicht sagen, dass die malerische Ausstattung den Eindruck der Echtheit
macht, sie ist vermutlich allzu bunt geraten. Seit 1845 unternahmen wieder Lassus und Viollet-le-Duc
gemeinschaftlich eine umfängliche Wiederherstellung der Kathedrale Notre-Dame in Paris, die durchaus
befriedigend ausgefallen ist. V io llet-levDuc hat dann eine grosse Anzahl von mittelalterlichen Monumenten
restauriert: 1846-1848 die Madeleinenkirche in Vezelay, die Kirchen in Montreal, Poissy, Carcassonne,
Saumur und die Rathäuser von St. Antoine und Narbonne. Seit 1849 beschäftigten Viollet-le-Duc die
Herstellung der Eestungswerke von Carcassonne, der Schlösser von Pierrefonds und Montbart, der Kathedralen
von Amiens, Montbart und Beaune, des Synodalsaals von Sens u. a. Gewissermassen die Frucht der bei
diesen Arbeiten erworbenen Erfahrungen ist Viollet-le-Ducs grosses Werk: Dictionnaire raisonne de
llArchitecture francaise du XIE au XVIO siecle (1853-1868), welches die Vorliebe für die Formen der
französischen Frühgotik in alle Länder übertrug. Die wenigen Neubauten Viollet-le-Ducs, einige
Kirchen, unter denen die Pfarrkirche zu St. Denis, dann einige Wohnhäuser, konnten sich nur geringen
Beifall erringen, sie erschienen dem Zeitgeschmack allzu nüchtern und mit übertrieben grossen Details
gebildet. Lassus hat von 1854-1856 die Kirche St. Jean Baptiste in Belleville in korrekter Nach-
ahmung der Gotik des 13. Jahrhunderts erbaut; die gotische Kirche St. Bernard von Magne 1858 -1861
zeigt ebensowenig Originalität. Nai ssant ging in der Kirche St. Lambert (1848-1853) auf den romanischen
Stil zurück und brachte sogar eine Krypta an; auch Vaudremer (geb. 1829) erbaute in Montrouge bei
Paris eine Kirche im romanischen Stile. Vaudoyer, der frühere Klassiker, begann 1855 den Bau
der "Kathedrale zu Marseille in byzantinisch-romanischen südfranzösischen Formen, bis dahin der einzige
grosse Monumentalbau dieser Periode ausserhalb Paris. Die Fassade ist von zwei Kuppeltürmen eingefasst,
drei kleinere Kuppeln überragen die Arme des Kreuzschiffs und den Chor, die grösste Kuppel erhebt
sich über der Vierung. Der Bau, in natürlicher Polychromie behandelt, wurde nach Vaudoyers Tode,
von Esperandieu und Revoil fortgesetzt. Emil Boeswilwald (geb. 1815), Schüler Labroustes,
später Viollet-le-Ducs, leitete die Restaurationen der Kathedralen von Lugon und Laon und ging
ganz zur neugotischen Schule über. Paul Abadie (geb. 1812) war lange Zeit ein Gehilfe Viollet-
le-Ducs; von ihm ist die Kirche St. Ferdinand in Bordeaux erbaut, das Stadthaus in Angouleme, und in
Paris die Kirche Sacre-Coeur auf demMontmartre begonnen. Ruprich Robert (geb. 1820) ist längere
Zeit für die Commission der historischen Denkmäler thätig gewesen. Ballu verbindet in seiner Kirche
St. Trinite in Paris (1861 begonnen) die Formen der Spätrenaissance mit den romanischen; die Fassade
zeigt eine offene Vorhalle, darüber ein zweites Geschoss mit einem Rosenfenster in der Mitte, bekrönt
von einem hochaufsteigenden Kuppelturm mit Laterne; die an den Turm anschliessenden Giebel des
Schiffs sind von zwei kleineren Kuppeltürmen eingefasst. Die nackten Seitenfronten stehen im entschiedenen
Widerspruch mit der überreich ausgebildeten, noch mit einem Bassin und Kaskade geschmückten Westfassade.
Im ganzen hat die Wendung zur Gotik im französischen Kirchenbau nicht die Ausdehnung
erlangt, wie das in Deutschland der Fall ist, und in den Profanbau ist die Gotik, die Restaurationen
abgerechnet, fast gar nicht eingedrungen.
In der französischen Skulptur überwiegt seit der Mitte der zwanziger Jahre die romantische
Richtung. David d'Angers (1788, 1' 1856), ein Schüler des Malers Louis David, später des Bild-
hauers Roland, ist anfangs Klassiker, er steht in Rom (1811-1816) in einem näheren Verhältnisse zu
Canova und geht später zum Studium der Elgin Marbles nach England. Nach seiner Rückkehr
vollendet er eine Arbeit seines Lehrers Roland, die Statue Condes, jetzt im Schlosshof zu Versailles
aufgestellt, aber sein erstes selbständiges Werk, das 1825 vollendete Grabdenkmal für den General
Bonchamps, zeigt in Anordnung und Ausdruck den romantischen Zug. Der General ist im Todeskampfe,