Schulen
Grundlage.
auf historischer
Wiederholungen verlierenden Kunst zu thun. Denn ungeachtet aller Anlehnungen an ältere Kunstepoohen,
zeigen mindestens die besten der entstehenden Werke ein entschieden modernes, dem neuen Jahrhundert
entsprechendes Gepräge und lassen vor allem, ungeachtet der zwischen der Kunst der Nachbarländer
stattfindenden Beeinflussung, die nationalen Unterschiede ebenso klar hervortreten, als dies jemals der
Fall gewesen ist.
Das über die Verschiedenheit der Stilrichtungen Gesagte bezieht sich in ganzer Scharfe nur auf
die Leistungen der Architektur, weniger auf die Werke der Skulptur und am wenigsten auf die der
Malerei, obgleich in den letztgenannten Zweigen der bildenden Kunst die beiden Hauptgegensatze, Klassik
und Romantik, sich ebenfalls geltend machen. Indes äussert sich die stilistische Verschiedenheit nicht
so auffallend in der Formgebung als in der Stoflfwahl und der geistigen Auffassung. Die klassische
Malerei musste in der Renaissance ihr Vorbild finden und die romantische konnte nicht weiter zurück-
gehen, als bis auf die auf der Grenze zwischen Mittelalter und Renaissance stehenden Meister. In der
Skulptur war es mehr der fortdauernde Kampf zwischen naturalistischer Charakteristik und formen-
glattem Idealismus, welcher je nach dem Überwiegen der einen oder der anderen Richtung eine Trennung
der Schulen hervorbrachte. Aber im ganzen fehlte namentlich der dekorativ-monumentalen Plastik dieser
Zeit noch sehr viel, um eine ähnlich tiefe Wirkung auf das Empfinden der Völker üben zu können, wie
ehemals die Bildungen der klassisch-griechischen und der besten gotischen Kunstepoche. Nur selten
gelingt es den neueren Künstlern das Herz und Gemüt Bewegende zum packenden Ausdrucke zu bringen.
Die meisten der entstehenden grossen Giebelgruppen und Friesreliefe lassen kalt und bleiben ihrem
Inhalte nach grösseren Kreisen gleichgültig und unverständlich.
Frankreich.
Das erste Kaiserreich hatte den grössten Teil der unter seiner Herrschaft begonnenen Baudenk-
mäler unvollendet zurückgelassen, die Schüler von Percier und Fontaine hatten deshalb zunächst
mehr mit der Fertigstellung des Begonnenen als mit Neuschöpfungen zu thun. Debret und Leclerc,
altere Schüler Perciers, haben vornehmlich durch ihre Lehrthätigkeit auf die jüngere Generation einge-
wirkt. Die Privathauser Leclercs aus später Zeit sind noch sehr klassisch oder in massiger Renaissance
mit übereinander gestellter Fensterarchitektur gehalten. Godde hat zur Zeit der Restauration mehrere
Kirchen in Paris gebaut, sämtlich klassizierend und nicht von sonderlicher Bedeutung: Kirche St. Denis
du St. Sacranlent (1826-1835) mit einem Giebel über der Hauptfassade, Kirche N. Dame de Bonne
Nouvelle (1823-1825), Kirche St. Pierre du Gros-Caillou (1822). Von Rougevin wird 1820 das Theater
du Gymnase errichtet, von d e Joly der prachtvoll ausgestattete Sitzungssaal im Palais du Corps legislatif.
Der Saal ist halbkreisförmig mit 20 jonischen Marmorsäulen umgeben und durch Oberlicht erhellt, die
Wände sind mit rötlichem Pyrenaenmttrmor getafelt, der Fussboden besteht aus blaulichem Marmor.
Noch unter der Restauration versuchte Hippolyte Lebas (1782-1867) im Kirchenbau eine
Vermittelung zwischen der antiken Form und den Erfordernissen des christlichen Kultus durch die
Wiederaufnahme der altchristlichen Basilikenform herbeizuführen. Die in dieser Grundform 1823-1836
erbaute Kirche Notre-Dame de Lorette macht der klassizierenden Richtung noch das Zugeständnis einer
korinthischen Säulen-Vorhalle mit Giebel an der Westfront. Das Innere ist reich mit Stuck, Marmor
und Vergoldungen ausgestattet. Jakob Ignatz Hittorff (1792 in Köln geboren, T 1867), Schüler
Perciers, war mit Lecointe der Assistent Belangers bei der 1811 durch diesen und den Ingenieur
Brunel ausgeführten eisernen Kuppel der Mehlhalle. Hittorff und Lecointe erbauten zusammen
1820 das Theater de PAmbigue comique. Später ging Hittorff mit Zanth nach Italien und Sicilien