Deutschland.
Stieglitzs Encyklopädie der Baukunst, Riedels Entwürfe zu ländlichen Gebäuden, Grossmanns
Leipziger Journal. Die Vorträge Hirts in Berlin über die Baukunst der Alten bildeten noch einen
Glanzpunkt, obgleich Hirt selbst ohne künstlerische Anlage war. Gentz und Heinrich August
Riedel, der 1769 als Gehilfe Boumanns des Älteren nach Berlin kam, haben die englisch-französische
Romantik hierher verpflanzt. Noch Karl Friedrich Schinkel (1781, Jr 1841), der Schüler Friedrich
Gillys, gehörte dieser Stilrichtung bis 1816 an. Er malte nach seiner Rückkehr von einer Studienreise
in Italien und Frankreich (1805) romantische Landschaften und seit 1807 perspektivische Gemälde antiker
und mittelalterlicher Bauwerke für die Ausstellungen der Brüder Gropiu s. Schinkels Wendung zu einer
zielbewussten hellenischen Renaissance, welcher seine Hauptwerke angehören, fällt in die folgende Periode.
Friedrich Weinbrenner (1761-1826), obgleich nur ein mittleres Talent, ist dennoch der
Begründer der Karlsruher Schule geworden. Er hatte unter Vincenz Fischer in Wien studiert und
sich bereits in baulicher Thätigkeit versucht, als er 1792 mit Carstens nach Italien ging. Nach seiner
Rückkehr mit dem Entwurfe für mehrere Denkmäler in Strassburg beschäftigt und seit 1801 dauernd in
Karlsruhe thätig, errichtet er daselbst das Rathaus, das Markgräfliche Palais, das Efflinger Thor, die
evangelische und die katholische Kirche, sämtlich neurömisch im Sinne der Davidschen Schule, aber
mit mehr dekorativer als organischer Verwendung der neuklassischen Motive.
In Wien vertrat Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg (geb. 1733), seit 1755 Direktor der
Architekturschule an der Akademie, die neuklassische Richtung, obgleich noch stark im Zusammenhange
mit dem älteren Zopfstil, wie seine Bauten in Schönbrunn zeigen. Entschiedener in der neuen Stil-
richtung ist das ehemals gräilich Friessclie Palais am Josepbplatze in Wien, mit zwei kolossalen Karyatiden
von Zauner am Eingange. Joh. Hartmuth der Ältere (1752-1816) erbaute 1792 die Fassade des
Lichtenstein schen Palais in der Herrengasse, Nigell y 1781 die evangelischen Bethäuser. In Wien waren
zugleich noch immer Franzosen als Baumeister beschäftigt: der Hofarchitekt Montoyer als Erbauer
des Palais für den Herzog von Sachsen-Tetschen (1801-1804), später Palais Erzherzog Karl, des
Rasumowsky schen Palais auf der Landstrasse und des Rittersaals in der Burg (1805); der Architekt
Karl Moreau mit mehreren Schlossbauten ausserhalb Wiens und des Dianabads in Wien (1.809). Das
Polytechnische Institut (1815-1818) galt damals als ein Meisterwerk klassischer Architektur, dasselbe
ist später erweitert. In Prag wird 1811 das Zollamt im etrurischen Stile errichtet. Aloys Pechel
erbaut das Ständehaus in Wien, Joseph K ornhäusel eine grosse Anzahl Wohnhäuser, 1822 das
Josephstädter Theater, 1825 die Synagoge.
Schedel von Greifenstein in München zeigt noch eine Verwandtschaft mit dem jüngeren
Neumann, sein Max-Josef-Thor lässt sogar noch Nachklänge des Rokoko bemerken. Ludwig Skell
vertritt in Nlünchen die englisch-romantische Richtung. Karl Fischer (1782, Jf 1820), der Schüler
V erschaffelts in Mannheim und später der Wiener Akademie, ging nach Italien und Rom zum Studium
der Renaissance und lehrte nach seiner Rückkehr von 1809-1820 an der Bauschule in München. Sein
Hauptbau ist das Schauspielhaus daselbst (1811-1818), ein grosses Rechteck mit mächtiger korinthischer
Eingangshalle. Er errichtete das Palais Prinz Karl, den Pavillon royale für den Minister von Salabert
(1803-1806) und in den Jahren 1809-1810 mehrere Bürgerhäuser am Karolinenplatz. Johannes
Andreas Gärtner (1743, T 1826), der Vater Friedrichs von G ärtn er, war von 1802 ab in München
thätig. J. N. Pertsch (1780-1835) erbaute die Frohnveste am Anger und die protestantische Kirche
in der Art Weinbrenners.
Von Heinrich Christoph Jussow (1754, T 1825) und Eberhard rührt die 1817 begonnene
Kattenburg in Kassel im Empirestile her. Das Schloss wurde nicht vollendet, sondern blieb 1817 in
Höhe des Erdgeschosses liegen. In Westdeutschland war ein Franzose, Mich el dllxnard, Bau-
direktor des Kurfürsten von Trier, vielfach im Sinne der Neuklassik thätig. Sein bedeutendstes Werk