Die Moderne.
wiesen, dass das Wesentliche einer architektonischen Stilbildung nicht in der Dekoration, sondern in der
Konstruktion liegt. Die Beschränkung, welche sich die alten Stile in der Benutzung verhaltnismässig
weniger Pflanzenformen auferlegten. entsprang dem strengen Stilgefühl, der Forderung allgemeinster
Verständlichkeit für den künstlerischen Ausdruck derselben immer wiederkehrenden Gliederungen, also einer
der ersten Bedingungen für das, was wir den klassischen Charakter einer Kunstepoche nennen. Das
Sedersche Werk giebt nun allerdings. das Bild heimischer Pflanzenarten in einer weit grösseren Anzahl
von Spezialitäten, als diese je in den älteren
Stilarten zur Anwendung kamen, und huldigt
, p N (y ä? somit der neuen Richtung, aber es giebt zu-
ip , gleich Anleitung zur Stihsiperung derselben,
pp zum Teil in mehrfacher Übereinstimmung
l- i" l mit der japanischen Auffassung. Die An-
b U Wendung der bei Seder gegebenen Formen
t ppp I, bewegt sich wesentlich auf dem Gebiete de,
{lieb 4 4 kunstgesverblichen Arbeiten, und bietet vor-
W v ziigliche Anregungen für die Komposition von
ab _p ppppppip (iewebon, Tapeten, Gefassen und Schmuck-
f! gegenstiinden, während der Krcisdereigentlich
' A4,; zirchitektonischen Formen kaum gestreift
i. wird. Ein französisches Werk derselben
p. Richtung, „La plante et ses applications
7". ornainenttiles" von Eugene Grasset in
Paris, geht ebenso wie das vorige von dem
allgemeinen Gedanken aus, dass die Kunst
- p 5' der vergangenen Jahrhunderte für uns als
3 pjjö tibgethan zu betrachten sei, und nicht kopiert
F] p _ ä werden solle, und vermeidet deshalb nach
e, pßp .p Möglichkeit jede Wiedergabe der aus iilteren
4- 3? pg!,3f europäischen Epochen überlieferten Orna-
Ü er" mentformen. Nach Grassets Meinung soll
w" - der moderne Künstler das archäologische
lV-X- Wissenganzabstreifen, um einzigaufdieNach-
kp 'WKS_X; ahmung der ihn umgebenden Natur zurück-
j zukommen. DieAuffassungderPflanzenformen
rff T8 " v. geht bei Grasset so ziemlich parallel mit
Abb. 52. Tapetenmuster: Winden und Chrysanthemum. fiel" in dem Sederschen Wverkeßeggaweni
Nach S_ Ring indes muss bemerkt werden, dass in Wirklich-
keit bei Grasset die Stilisierung keineswegs so
frei von traditionellen Anlehnungen geblieben ist, als man nach der etwas schroff vom Verfasser hingestellten
Ablehnung des Alten hatte vermuten sollen. Die Anwendung des erwähnten Werkes soll sich wieder nur auf
das Kunstgewerbe ausdehnen. Endlich bietet "das Handbuch der Püanzenomamentik" von Ferd. Moser
eine Formenlehre, in einer reichen Auswahl von Pflanzenmotiven nach heimischen Vorbildern, als Vorarbeit
für eine weitergehende stilisierte Anwendung, jedoch keineswegs in sichtbarer Rücksicht auf den J apanismus.
Das schatzenswerte Werk „die Pflanzenformen" von Prof. M. Meur er in Berlin hängt nur im
allgemeinen durch seine Forderung nach einer frischen, naturalistischen Belebung der alten Kunstformen mit