Volltext: Die Dekorationsformen des 19ten Jahrhunderts

Japanische 
Vorbilder. 
Naturbeobachtung beruhend, kam dem in allen europäischen Ländern und auch in Amerika herrschenden 
Bestreben nach einer neuen, von der alten Überlieferung unabhängigen Gestaltung der Ornamentik ausser- 
ordentlich günstig entgegen; und die nächste lr'olge dieser Anregung war eine mehr oder weniger bewusste 
enge Anlehnung an japanische    
Formen, oder doch die im ähn- ß!     l i   
liehen Sinne naturalistische Heran- "Tjl-iäägj   
ziehung der heimischen Plianzen-    I i  
und Tierformen. Die klassische    
Akanthusranke, die Palmetten und    
Lotosblüten in der Pflanzenwelt,  txl i i  
der Delphin, der Greif, die Löwen-      Q1; XWA 
niasken in der Tierwelt, endlich  "  a -5:  
die männlichen und weiblichen    .3 i,  IWM 
Hermengestalten der Renaissance  ü t  Q l  8x  
und des Barocks mussten ver-    ä  i i  
schwinden, um Baumstämmen,  l E i rtiti  Sex 
Wurzelgeiiechten, langstengeligen          i  
Blumen, Schmetterlingen, Libellen     j      Wx 
lag der Schwerpunkt des Geleis-      r      x! 
teten auf dem Gebiete des Kunst-          
handwerks. Tüchtige Künstler be-  i e. .413   23'  "xx 
mächtigten sich wieder des Hand-          ß"  _  i";    
werks und versuchten mit Erfolg   I w"       X 
dasganzeZubehörunseres täglichen     1        
Heims, die Innendekoration der    x 
Zimmer mit Einschluss der Möbel,  IPrZÄIÜrZ  i.  
echt künstlerischer Weise frisch  im    l 
zu gestalten. Die ersten prakti-   Ü;  f in   
sehen Schritte auf diesem Wege  5  r_  9' 
geschaheninEnglandundAmerika;        
und die anderen Länder, nament-  1 X3     ja. 
lich Frankreich und Deutschland,     
folgten bald dem gegebenen An-  
Stosse nach D16 Ausbildung des Abb. 51. Landschaft von Hiroshige. Fenster eines Theehauses. 
neuen Püanzenornaßments wurde Nach S. Bing, Japanischer Formenschatz. 
besonders durch einige Werke 
gefördert, die ihrer Wichtigkeit Wegen an dieser Stelle erwähnt werden müssen, die aber ohne die 
japanische Anregung vielleicht nicht in der vorliegenden Weise zustande gekommen wären. Ein 
deutsches Werk dieser Art ist „die Pflanze in Kunst und Gewerbe" von Anton Seder, unter Mit- 
Wirkung anderer Künstler bearbeitet. In der Vorrede des Buches wird ganz richtig darauf hinge-
	        
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