Vorherrschen
Nationalitätsidee
graphierten Blattern zu den Denkwürdigkeiten aus der brandenburgisch-preussischen Geschichte. Dazwischen,
in die Jahre 1836-1838, fallen kleine Ölbilder: die „Schachspieler", eine Hltechtskonsultation", die
„'I'oilette", "Weltgeistlicher und Mönch", der „Gerichtstag", besonders letzteres von dramatisch beviregtem
Inhalt, sämtlich in der Malweise der Franzosen, vielleicht von Isabey, beeinflusst. In den Jahren 1839
bis 1842 eröffnet sich vor Menzel die Bahn des Ruhms mit seinen Illustrationen zu Franz Kuglers
Biographie Friedrichs des Grossen. Menzel hatte ein umfassendes Studium auf die Porträts, die
Kostüme, die Bauten, Garten und Waffen aus der Zeit Friedrichs des Grossen verwendet, bis zum
kleinsten Möbelstück herunter, und war zugleich bemüht, den deutschen Holzschnitt wieder mit Lebens-
kraft zu erfüllen. Im Jahre 1839 entstand ein Holzschnitt „Tod des Franz von Sickingen" und 1848
ein Karton „Einzug der Herzogin Sophia von Brabant mit ihrem Sohne in Marburg". Indes blieb der
Meister unablässig mit dem Kreise Friedrich des Grossen beschäftigt, und gab 1850 12 grosse Holz-
schnitte: Kriegs- und Friedenshelden aus König Friedrichs Zeit, 1851 die Soldaten Friedrichs in 30
kolorierten Holzschnitten, 1852 die Armee Friedrichs in ihrer Uniformierung in kolorierten Lithographien.
Seit 1850 begann Menzel die Reihe seiner berühmten Genrescenen aus dem Leben des grossen Königs
mit dem Ölbilde „Friedrich II. und seine Freunde im Speisesaale zu Sanssouci", welches eine sprühend
geistreiche Charakteristik der historischen Persönlichkeiten und zugleich ein vorzügliches Kolorit zeigt.
Hierauf folgten noch eine Anzahl ähnlicher Bilder: „das Flötenkonzert in Sanssouci"; „Friedrich II.
bei der Tänzerin Barberina"; „Friedrich auf Reisen"; „Friedricl1 bei der Huldigung in Breslau"; „F riedrich
und die Seinen bei Hochkirch", in seiner Art unübertroffen; die „Begegnung Friedrichs mit Joseph II.
in N eisse", „Ir'riedrich vor der Schlacht bei Leuthen", "Friedrich am Abend der Schlacht die österreichischen
Offiziere im Schlosse zu Lissa überraschend". Zu Menzels Genrebildern aus dem modernen Leben
gehört das "Publikum eines Konzertsaals vor Beginn der Musik" (1851), in humoristisch-satyrischer Auf-
fassung. An Pastellbildern entstanden: "Friedrich der Grosse in jüngeren Jahren", "Prinzessin Amalie
von Preussen", „Friedrich mit dem Krückstock", dann eine Grisaille „Friedrich mit Prinz Heinrich und
Gefolge am Sarge des grossen Kurfürsten" und eine Kreidezeichnung "Friedrich Wilhelm I. in der Dorf-
schule". Für die Weihnachtsausstellungen des Vereins Berliner Künstler malte Menzel in mehreren
Jahren Transparentbilder: „Christus als Knabe im 'I'e1npel lehrend", ganz in seiner realistischen Weise
aufgefasst; "Christus und die Wechsler" und „Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradiese". Auch
einige Freskobilder sind von ihm vorhanden; so „die Hochmeister des deutschen Ordens im Remter zu
Marienburg" und „Blücher und Wellington bei Waterloo" in derGedenkhalle des ehemals kronprinz-
lichen Palais in Berlin. In den sechziger Jahren setzte Menzel wieder die Reihe seiner historischen
Genrebilder aus dem Leben Friedrichs des Grossen fort; es entstanden: „Wasserfahrt in Rheinsberg",
„Lakaien und Kammerhusaren im Vestibul des Schlosses zu Rheinsberg", Friedrichs Besuch bei Pesne
auf dem Malergerüst. und der „Hofball in Rheinsberg". Inidie erste Hälfte der sechziger Jahre fallt
das grosse Ölbild "Krönung König Wilhelms I. in Königsberg". Im Jahre 1867 ging Menzel nach
Paris; seitdem erhält sein Kolorit etwas fieberhaft Nervöses und lässt ihn als einen Vorläufer der
Impressionisten erscheinen. In dieser Art sind die Bilder „Sonntag im Inileriengarten", "Restaurant in
der Pariser Weltausstellung", "Wochentag in Paris", „der Luxembourggarten in Paris", aber auch der
"Esterhazykeller in Wien" und der „Gottesdienst in der Buchenallee bei Bad Kösen" gemalt, Einen
Versuch, die schwierigsten Beleuchtungsaffekte wiederzugeben, hat Menzel in seinem Bilde „Eisenwalz-
Werk" (1875) unternommen. Ausserdem entstehen in den siebziger Jahren eine Anzahl wie farbige
Momentphotographien im bestem Sinne" erscheinende Bilder: „Abreise König Wilhelms I. zur Armee",
das "Ballsouper" und „Cercle Kaiser Wilhelms I. inmitten der Hofgesellschaft". Im Jahre 1877 erscheinen
die Illustrationen zu Heinrich von Kleists „Zerbrochenem Krug", ein Kreis geistvoller und mannigfaltiger
Gestalten. Ein anderer Berliner Maler, Gustav Richter (1823-1884), in der Berliner Akademie, dann