Deutschlan d.
einem Iheatervorhang, an dem auch Ludwig Richter beteiligt war, entstanden inDresden die Bilder:
"Melusine", „Felicitas und der Schlaf", „Kaiser Friedrich III." für den Kaisersaal in Frankfurt, „Cl1risti
Auferstehung", „das goldene Zeitalter" u. a. In seinen letzten Historienbildern zeigt sich eine Anlehnung
an das lebhaftere Kolorit der venetianischen Schule, indes blieb er immer der poetisch-idealen Richtung
getreu, obgleich ihm die Mittel der Realisten zu Gebote standen. Neben Hühner wirkte Adrian
Ludwig Richter (1803-1884), der volkstümliche Zeichner der Kinderwelt, echt deutsch in Sinnigkeit
und Gemütstiefe. Richter hatte sich durch Reisen in Frankreich und Italien gebildet, wurde 1828
Lehrer an der Zeichenschule in hleissen, und malte anfangs Landschaften; erst die Studien nach Dürer
führten ihn zur Genremalerei. Von Meissen nach Dresden berufen (1836) befasste sich Richter nur
noch etwa ein Jahrzehnt mit "der Ölmalerei; aus dieser Zeit stammen: „Bergbau im Riesengebirge",
"Pilger am Brunnen", „Landschaft aus dem Riesengebirge", „Genofeva im Walde" n. a. hIit den Buch-
Illustrationen beginnt erst der wichtigste Abschnitt in Richters Thätigkeit; er lieferte für das "hfalerische
Deutschland" 25 Zeichnungen aus der sächsischen Schweiz, die Illustrationen zum Landprediger von
Wakefield, zu den Märchen von Musäus, zu den Alten und Neuen Studentenliedern u. s. w., unter dem
Einflüsse von Dürer und Holbein stehend, und in der bewussten Absicht auf Hebung des Holzschnitts
im Anschluss an die Engländer. Seit 1851 beginnt Richter seine cyklischen Darstellungen, meist aus
dem Kinderleben, unter den Bezeichnungen: „Beschauliches und Erbauliches", „Vater Unser", „Fürs
Haus", „Unser täglich Brot", „Gesammeltes", "Bilder und Vignetten". Richter zeichnet das Familien-
leben in seinen Beziehungen zur Kirche, zum Hause und zur Natur; seine Handwerksburschen, Händler
und kleinen Beamte sind meist humoristisch, oft gutmütig karrikaturartig dargestellt. Zu diesen Gestalten
kommt eine Schar von Kindern, hübschen Dirnen und jungen Burschen. An dekorativen Arbeiten schuf
Richter, ausser dem schon erwähnten Friese für den Theatervorhang Hübners, die Malereien für
das Äussere der Villa Teodora in Liebenstein mit der Darstellung der Rückkehr vom Felde und einen
Kinderrundtanz. Carl Peschel (1798-1879), Historienmaler, ist an der malerischen Ausschmückung
von Schloss Pillnitz beteiligt und an den Fresken Bendemanns im Dresdener Residenzschlosse; seine
Staffeleibilder sind religiösen Inhalts. Heinrich Dreber (1822-1875), ein Schüler Richters, nimmt
in Italien eine Richtung zum Grossartigen und Feierlichen; er wird zugleich tüchtiger Kolorist und
Stimmungsmaler. Von ihm sind gemalt: „Sappho am Meeresstrande", „Felsenlandschaft" im Charakter
des Sabinergebirges, „Römische Berglandschaft", „Waldthal aus dem Sabinergebirge", „Raub des Hylas",
,,Frühlingslandschaft aus der römischen Campagna" u. a. Dreber ist der Vertreter der idealen Land-
schaft als Stimmungsbild. Arthur von Ramberg (1819-1875), Schüler Hübners, siedelte 1850
nach München über und malte zunächst im Anschlüsse an Schwind "schlafende Nixen", später l1umo-
ristische Volksscenen, wie das „am Brunnen Abschied nehmende Liebespaar", den „Spaziergang mit dem
Hofmeister", das "Verstecken", die "Begegnung auf dem Gebirgssee", eines der gelungensten dieser
Bilder. Seit 1856 zeichnet Ramberg die Illustrationen zu Schiller; 1860 an die Kunstschule in
Weimar berufen, kehrt er 1866 nach München zurück. Es entstehen die vorzüglichen Illustrationen zu
Goethes Hermann und Dorothea, ein Ölbild „Lotte am Stickrahmen", die Illustrationen zu Voss" Louise
und eine Anzahl sehr gelungener Genrebilder: "Musikalische Unterhaltung", "Mädchen mit der Katze",
„Einladung zur Kahnfahrt". Ein schon 1860 für das Maximilianeum in München gemaltes Historienbild,
„Hol'halt Friedrichs II. in Palermo", ist ohne dramatisches Leben aber gut koloriert. Hermann
Wislicenus (geb. 1825) studierte in Dresden unter Bendemann und Schnorr. Er malt 1852
„Abundantia und Misera"; nach einem Aufenthalt in Italien, von 1854-1857, geht er nach Weimar,
um im romantischen Geiste die Wandgemälde für die Grabkapelle der Grossfürstin Maria Paulowna und
für die Kapelle des Weimarer Schlosses zu schaffen. Paul Kiessling (geb. 1836), Schüler Schnorrs
in Dresden, seit 1855 in Rom, Antwerpen und Dresden studierend, lässt sich später in Dresden nieder;