Deutschland.
Ganz ausserordentliche Erfolge erreichte die Düsseldorfer Schule auf dem Gebiete der Genremalerei, obgleich
dieselbe unter Schadows Direktorat als untergeordnetes Beiwerk behandelt wurde. Adolf Schrödter
(1805-1875) wurde daselbst der Begründer der humoristischen Genremalerei, und gab in seinen "trauernden
Lohgerbern" (1832) gewissermassen die parodistische Ergänzung der allzusehr in romantischer Wehmut
xierschmelzenden Schule. Schrödters Bilder, meist den Darstellungen rheinischer Trinker und komischer
Figuren aus Dichtungen gewidmet, fanden allgemeinen läeifall. In den Jahren von 1832-1848 entstanden:
die "Weinprobe", "Wirtshausleben am Rhein", 4 Don Quixote-Bilder, 4 Falstaff-Bilder, 2 Malvolio-Bilder,
"Münchhausen seine Jagdabenteuer erzählend" und "Faust in Auerbachs Keller". In die Zeit des Frank-
furter Aufenthalts des Meisters, 1848-1854, fallen die Lithographien „Leben und Thaten des Abgeordneten
Piepmeier", die Bilder "der Wildschütze", der "Itattenfänger von Hameln", mehrere Friese in Aquarell
"des Weines Hofstaat", "Triumphzug des Königs Wein" und "Bauernkirmess", ausserdem 4 Aquarelle,
Maitrank, Rheinwein, Champagner und Punsch darstellend, die "Erdbeerbowle", der „Traum von der
Flasche", die „4 Jahreszeiten", daneben Illustrationen zu Dichtern. Sohrödter ging 1859 als Professor
nach Karlsruhe und schuf nochidie Bilder "Mönche im Klosterkeller", "Hans Sachs" und "Falstaff unter
den Pagen". Das Handzeichen des lustigen Meisters ist der Propfenzieher. Ein zweiter hoch humoristischer
Maler ist Johann Peter Hasenclever (1810-1853); seine Bilder aus der Jobsiade, obgleich hart
und bunt im Kolorit, fanden doch ihres volkstümlichen Inhalts wegen eine gute Aufnahme. Hasen-
clever ging 1838-1842 nach München, um sich in der Technik der Malerei auszubilden und schuf,
nach Düsseldorf zurückgekehrt, mit guter koloristischer Wirkung seine beiden Hauptbilder: die „Wein-
probe" und das "Lesekabinet"; beide Gemälde sind kulturhistorische Urkunden, die treffenden Schilde-
rungen des vormärzlichen Kleinbürger- und Philistertums. Spätere Bilder Hasenclevers, wie die
"Spielbank", "Arbeiter und Stadtrat", deuten auf eine Auffassung des Lebens der Gegenwart von der
ernstesten Seite. Hasenclever starb zu früh um diese Richtung weiter entwickeln zu können. J oh.
Baptiste Sonderland (1805-1878) wählte nur in einigen seiner Bilder litterarische Stoffe, wie in
dem "wilden Jäger" nach Bürger, "Hans und (irrete" nach Uhland, und in den Randzeichnungen zu
deutschen Dichtern, sonst giebt er Scenen des Volkslebens: "das gestörte Stelldichein", der "Fischmarkt",
"verspätete Reisende" und die "ungestümen Freier". Jacob Dielmann (1809-1855), bis 1842 in
Düsseldorf, später in Kronberg bei Frankfurt, giebt Bilder aus dem Kinderleben, Partien aus den Städten
und Dörfern des Taunus mit starker Betonung der Architektur und mit ländlicher Staifage in naiver
humoristischer Auffassung, wie "das Burgthor zu Eppstein im 'l'aunus" u. a. Rudolf Jordan (1810 bis
1887) erobert der Genremalerei das Leben der Küstenbewohner; sein "Heiratsantrag auf Helgoland"
hatte einen durchschlagenden Erfolg, später erschienen: "die vergessenen Stiefel", „Lootsen auf Helgoland",
"Sturmläuten auf Helgoland", das "Lootsenexamen", die "Schiifswinde in der Normandie", "Begräbnis
des jüngsten Kindes", „betende Weiber mit dem Geistlichen bei Sturmwetter". Emil Ebers (1801-1884)
malt im romantischen Geiste das Leben der Schleichhändler und Schifferscenen: "Schleichhändler am
Flüsse", "Meuterei auf einer Brigg", "Scheichhändler von Grenzjägern überfallen", "Schmuggler in der
Schenke" u. s. W. Georg Reimer (1828-1866) giebt elegante Kabinetsstiicke aus der Rokokozeit.
Von Wilhelm Heine (1813-1839) rührt der "Gottesdienst der Verbrecher in der Gefängniskirche"
her. Franz Wieschebrink (1818 -1844) malt meist Kinderbilder, Eduard Geselschap (1814 bis
1878) Kinder- und Familienscenen. Eduard Steinbrück (1802-1882), ein Schüler Wachs, danach
in Rom, später in Düsseldorf, findet sein Feld in der Idylle und im Märchen. Von ihm sind gemalt:
„Badende Kinder", "Marie bei den Elfen." nach Tiecks Märchen, Undine u. a. Seit 1846 in Berlin
ist Steinbrück mit Bildern für die Schlosskapelle, das neue Museum und verschiedene Kirchen
beschäftigt. Carl Hübner (1814-1879) malte anfangs einfache Familienscenen, wie "der erzürnte Alte",
"das kranke Kind", "der neue Lehrling", "der versperrte Brunnen", aber erst seine socialen Bilder