Volltext: Die Dekorationsformen des 19ten Jahrhunderts

Deutschland. 
ähnlichen Sinne wie das vorige Bild: der „Klosterhof im Schnee", die „Burg Rheinstein", „der Iiiiuber". 
In ein neues Stadium der Entwickelung tritt Lessing mit seinem Gemälde die "Hussitenpredigt", in 
welcher das Volk als teilnehmender und handelnder Faktor in die Historienmalerei eingeführt wird. Die 
Hussitenpredigt sollte nach Lessings Meinung kein Tendenzbild sein, übte aber doch eine derartige 
Wirkung. In derselben Richtung folgten später „Huss vor dem Scheiterhaufen", „Huss vor dem Concil". 
Einen zweiten Schritt vorwärts that Lessing mit der bei Gelegenheit eines Ausfluges in die Eifel 
gewonnenen Anschauung der Gegenwart, und den auf Grund dieser Eindrücke in realistischem Sinne 
gemalten Eifellandschaften. Das erste dieser Landschaftsbilder "Städtchen am Fusse eines Berges, davor 
ein See" (1834) erscheint als eine einfache warme Wiedergabeides Geschauten; daneben entstehen 
immer noch Landschaften mit romantischer Staffage, wie die "tausendjährige Eiche" (1837) mit einem 
davor knienden Ritter und seiner Frau, die Landschaft mit dem abgebrannten Hause (1835), neben dem 
ein getöteter Mann und seine Waffen liegen, die Waldlandschaft mit dem schlafenden Kreuzritter (1839) u. a. 
Vom Jahre 1834 stammt das Bild „Ezzelin von den Mönchen zur Busse gemahnt". Seit 1838 
lebte Lessing als Direktor der Kunsthalle in Karlsruhe und schuf dort die „Gefangennahme des Papstes 
Paschalis II. durch Kaiser Heinrich  „Luthers Disputation mit Eck auf der Pleissenburg" (1867) u. a. 
In allen diesen Historienbildern hat das lyrische Element das Übergewicht vor dem Dramatischen; 
indes wird Lessing von Jahr zu Jahr kräftiger in der Farbe. Theodor Hildebrandt (1804-1875) 
studierte viel nach den Niederländern, ging auch nach Paris und kam in dieser Weise zu einem gewissen 
Grade von Realismus; indes wählte er seine Stoffe mehr aus der Poesie und der Mythe als aus der 
eigentlichen Geschichte. Hildebrandt beginnt seit 1832 eine bedeutende Lehrthätigkeit. Sein bedeu- 
tendstes Bild "Ermordung der Söhne Eduards" ist eigentlich nur ein schlafendes Kinderpaar mit Ver- 
schleierung der tragischen Situation, aber technisch ausgezeichnet gemalt, wenn auch mit kühl überlegtem 
Kolorit. Es folgen eine Reihe meist litterarische Stoffe behandelnde Bilder: „Faust und Gretchen im 
Kerker", „König Lear mit Cordelia", „Othell0 dem Brabantio und der Desdemona seine Abenteuer 
erzählend" u. s. W. Hildebrandts männliche Bildnisse wurden zu seiner Zeit sehr hoch geschätzt. 
Carl Sohn (1805-1867) war besonders als Frauenporträtist beliebt; sein Bild „Rauh des Hylas". 
machte ihn in weiteren Kreisen bekannt; darauf folgten „die beiden Leonoren", „Romeo und Julie", 
„Urteil des Paris" u. a. Eine Gruppe Düsseldorfer Maler, Ernst Deger (1809-1885), Andreas 
Müller (1811-1890), Karl Müller (1818-1893) und Franz Ittenbach (1813-1879) widmeten 
sich ganz der religiösen Malerei und wurden durch den Auftrag zur Ausmalung der Appollinaris- 
kirche bei Remagen längere Zeit zu gleichem Streben zusammengehalten. Alle vier gingen 1839 nach 
Italien, verweilten dort 3 Jahre und führten einen Teil der Kartons aus. Deger hatte schon in den 
Jahren 1831-1837 eine Anzahl religiöser Bilder geliefert, ein Altarbild "Grablegung Christi", "Madonna 
mit dem Kinde", „Auferstehung Christi" u. s. W. In der Apollinariskirche malte Deger das Haupt- 
bild, die „Kreuzigung", dann die „Anbetung der Hirten", die "Auferstehung", den „heiligen Joseph", 
die „Madonna mit dem Kinde" und in der Altarnische den „Weltheiland mit Maria und Johannes"; 
seine Arbeiten sind die bedeutendsten des Cyklus. Andreas Müller gab die Geschichten des heiligen 
Apollinaris, Karl Müller, die "Geburt der Maria", Frauen aus dem alten Testamente und die Krönung 
der Maria im Chor. Von Ittenbach ist die „Darstellung im Tempel", der „J esusknabe unter den Schrift- 
gelehrten", „die Begegnung des heiligen Joachim mit der heiligen Anna", „der heilige Petrus", „der 
heilige Apollinaris und die vier Evangelisten" dargestellt. Seit 1851 übernahm Deger die Ausmalung der 
Kapelle auf Schloss Stolzenfels mit einem Cyklus von biblischen Fresken auf Goldgrund. Ittenbach 
lieferte noch eine Anzahl Altarbilder für Kirchen in Düsseldorf, Prag, Königsberg, Neuss u. s. w., 
bewährte sich aber zugleich als vortrelflicher Porträtmaler. Von Alfred Rethel (1816-1859) sind 
an dieser Stelle nur die Anfänge zu erwähnen, sein erstes Ölbild von 1832 „Bonifacius hat die Wodans-
	        
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