Schulen auf historischer Grundlage.
der Komposition zeigten den Meister. Graf Raczinski in Berlin erwarb eine braun in Öl unter-malte
Skizze des Bildes, denn damals konnte Kaulbach noch nicht koloristisch in Öl malen. Um diesem
Mangel abzuhelfen, ging er 1838 mit einigen Schülern nach Italien. Aus dieser Zeit stammt das Bild
eines italienischen Hirtenknaben, aber ernstlicher beschäftigte ihn das weltgeschichtliche Epochenbild,
zunächst die „Zerstörung Jerusalems", die er als Ölbild für König Ludwig ausführte. Eine Wiederholung
desselben für König Friedrich Wilhelm IV. führte für Kaulbach zum Auftrage für die Ausmalung des
Treppenhauses im Neuen Museum zu Berlin; hier sollten die Hunnenschlacht und die Zerstörung Jerusalems
als grosse Fresken gemalt werden, während die vier übrigen grossen Bilder: der babylonische Turmbau,
die Blüte Griechenlands, die Ankunft der Kreuzfahrer in Jerusalem und das Zeitalter der Reformation
der Schilderung kulturgeschichtlicher Abschnitte gewidmet waren, jedoch nur in einer K aulbach eigen-
tümlichen subjektiven gescliiclitsphilosophisclien Auffassung zur Ausführung kamen. Im unteren Teil
sämtlicher Gemälde stehen realistische Scenen neben symbolischen, während der obere Teil, ziemlich
zusammenhanglos mit dem unteren und der Erläuterungen bedürftig, übersinnliche Erscheinungen zeigt.
Die Verschmelzung dieser doppelten Handlung ist aber auf den Kaulbachschen Bildern keineswegs so
gelungen wie in den ähnlichen Kompositionen Raffaels und Tizians. Der grau in grau gemalte
Arabeskenfries über den Bildern, Kinder, die sich in einem Akanthusrankenwerk tummeln, darstellend,
ist weniger monumental als ironisch-satyrisch aufgefasst. An den Fensterwänden erscheinen Personifika-
tionen der Künste, der Wissenschaft und Poesie in schwebenden Frauengestalten. Zwischen den Haupt-
bildern sind vier Gesetzgeber der Menschheit gemalt, über ihnen Isis, Venus, Urania, Italia und Germania.
Unter den Nebenbildern erscheint die "Sage" als die beste Figur. Der Bildercyklus ist 1847-1866 aus-
geführt. Schon 1846 waren die Illustrationen zum Reineke Fuchs erschienen, absichtlich satyrisch und
zum grossen Teil den Tierscenen Grandvilles nachgeahmt. Eine grössere Aufgabe harrte Kaulbachs
in München, die Ausführung der Fresken an den Oberwänden der Neuen Pinakothek, in denen er wieder
seinem Hange zum Spott und zur Satyre den Zügel schiessen liess. K aulbachs spätere Bilder haben
immer eine ausserhalb des eigentlich künstlerischen Gebietes liegende Nebenabsicht; so soll "Nero in-
mitten seines Hofs" eine Satyre gegen die Hetärenwirtschaft des zweiten französischen Kaiserreichs sein,
während das Gemälde der "Schlacht bei Salamis" im Maximilianeum seine Spitze gegen den napoleoni-
schen und russischen Despotisinus richtet. „Peter Arbues", als Verurteilung der Ketzerrichter, ist minde-
stens unhistorisch. Michael Echter (1812-1879) ist ein Schüler W. Kaulbachs; von ihm wurde die
„Ungarnschlacht auf dem Lechfelde" für das Maximilianeum in München gemalt und ebenda "der Ver-
trag von Parma", von demselben die „Vermählung Kaiser Friedrichs des Rotbarts mit Beatrix von
Burgund" im bayerischen Nationalmuseum. Für Würzburg hat Echter das "Begräbnis Walthers von
der Vogelweide" geschaffen, im Kramer-Klettschen Hause, in Nürnberg vier Supraporten mit der Dar-
stellung der Elemente in Kindergestalten, dann die monochromen Malereien am Centralbahnhof in München
und in der alten Residenz daselbst 30 Scenen aus Wagners Musikdramen; ausserdem rühren von ihm
mehrere Plafondbilder für Privathäuser in Wien und Frankfurt a. M her. Die Genremalerei in München
ist frisch humoristisch und hält sich an volkstümliche Stoffe. Johann Geyer (1807-1876) studierte in
München und wirkte von 1833- 1864 an der polytechnischen Schule in Augsburg; sein „Consilium medicum"
ist satyrisch, einen lustigen Humor zeigen das „Ende des Maskenballs", der jllaufschmaus", der
„Nachtwächter von raufenden Katzen erschreckt", die „streitenden Ministranten auf dem Turme" u. a.
Karl Spitzweg (1808-1885), von Schwind beeinflusst, giebt Abbilder mittelalterlicher Städte,
im Dämmerlicht oder in Mondscheinbeleuchtung, mit romantischer, teilweise spukhafter Staffage von
Rittern, Mönchen, Stadtsoldaten und Nachtwächtern. Albert Gräfle (1809-1890), Schüler von
Cornelius und Schnorr, ging 1840 nach Paris und schloss sich an Winterhalter an; von ihm
stammt der „'l'riumphzug Hermanns" in der Kunsthalle zu Karlsruhe, die „vier Jahreszeiten" im Schlosse