Volltext: Die Dekorationsformen des 19ten Jahrhunderts

Schulen 
historischer 
Grundlage. 
Malerschule gewann Cornelius so gut wie gar keinen Einiiuss; das Eintreffen der belgischen Bilder 
in Berlin (1842) begünstigte hier einen Umschwung zum Realismus und Kolorismus, der Cornelius 
fremd war. Das erste Ölbild von Co rn elius in Berlin (1843), "Christus in der Vorhölle", konnte des- 
wegen umsoweniger Beifall finden, als man ihm, und wohl mit Recht, Dürftigkeit der Farbe vorwarf. 
Friedrich Overbeck (1789-1869), seit 1806 unter Füger in Wien studierend, gehörte dort 
zur romantischen Opposition und wurde in Rom seit 1810 der Begründer der Nlalergesellschaft im 
verlassenen Kloster S. Isidoro, die später mit dem Namen der „Nazarener", im Gegensatz zur damals 
herrschenden Davidschen Schule, bezeichnet wurde. Die Nazarener wendeten sich dem Stil der italieni- 
schen Praraffaeliten zu, und schufen ihre ersten Fresko-hlztlwerke in der Casa Bartholdy in Rom. 
Overbeck malte die „sieben mageren Jahre" und den Verkauf Josephs als Lunettenbilder (bis 1819). 
Die Gemälde Overbecks in der Villa Massimi in Rom aus Tassos „befreitem Jerusalem" sind mit 
Leben und Feuer ausgeführt. Sein bestes Freskobild ist die „Indulgenz des heiligen Franziskus" in der 
Vorhalle der Kirche S. Maria degli angeli bei Assisi (1829). Den unteren Raum des Bildes füllen 
betende Mönche oben (öffnet sich der Himmel, ganz so einfach wie in einem Werke Fiesoles. Ein Ölbild 
„'l'riumph der Religion in den Künsten", im Stadelschen Institut in Frankfurt a. M., erinnert in der 
Komposition einigermassen an Raffaels Disputa. Overbeck hat eine Anzahl grosser christlicher 
Darstellungen in Zeichnungen und Kartons geliefert, dann eine Anzahl Ölbilder, besonders 1855 ein 
Bild für den Kölner Dom „die heilige Jungfrau von Engeln umgeben, über die Chöre von Patriarchen 
und Propheten emporschwebend". Um Overbeck versammelte sich eine Schule der religiösen Malerei, 
weil dieser, ungeachtet der Anlehnung an die Präraffaeliten, doch ein modernes Ideal zum Ausdruck 
brachte. Die meisten aus dem Kreise der Klostergenossen, wie Franz Pforr, Ludwig Vogel und 
Joseph Wintergerst sind als Künstler ohne Bedeutung; dagegen hat Philipp Veit (1793-1877), 
der in der Casa Bartholdy die „Versuchung Josephs durch Potiphars Weib" und die „sieben fetten 
Jahre" geschaffen hatte, nach 1830 in Frankfurt als Direktor des Stadelschen Instituts höchst bedeutend 
gewirkt und hat zahlreiche Altarbilder und Fresken geschaffen. Von ihm rührt das Freskobild für das 
Institut „Bonifacius der Apostel der Deutschen" (1838) her, und ein grosser Freskencyklus für den 
Nlesschor des Doms zu Mainz. Eduard von Steinle (1810-1886) ist der bedeutendste der Meister, 
welche Anschluss an Overbeck suchten. Steinle hielt sich von 1828 bis 1834 in Rom auf, und ging 
Ende der dreissiger Jahre zu Veit nach Frankfurt. Er malte für die Schlosskapelle auf Burg Rheineck 
die vßergpredigt mit den acht Seeligpreisungen" in Fresko, für den Kaisersaal im Römer zu Frankfurt 
das "Urteil Salomos" und die Bilder der Kaiser Ferdinand III. und Albrecht I., für den Chor des 
Kölner Doms die neuen Engelchöre 1843-1846. Seit 1850 Professor am Stadelschen Institut in 
Frankfurt a. M, schuf Steinle die Fresken in der Aegidienkirche zu Münster, die heilige Liturgie 
darstellend, die Wandgemälde im 'l'reppenhause des Museums Wallraf-Richartz in Köln mit Scenen aus 
der Kunstgeschichte der Stadt, 1865 eine Freskenfolge in sieben Nischen der Marienkirche zu Aachen, 
das Dogma der unbefleckten Empfängnis darstellend und 1876-1879 die Malereien in der Apsis des 
Strassburger Münsters in Ölfarben auf Goldgrund, die Krönung der Maria mit neun Chören der Engel, 
die Apostel, die Patrone des Doms, Altvater, Gesetzgeber, Ordensstifter, Kirchenvater und Heilige ent- 
haltend. Die letzten grossen Arbeiten Steinles sind die Malereien im neuen Opernhause zu Frankfurt a. M. 
und der figürliche Teil der Ausmalung des wiederhergestellten Doms. Mit Joseph Führich (1800 
-1876) kehrte das Nazarenertum wieder nach seinem Ausgangspunkte, Wien, zurück. Er war O verb ecks 
Genosse an den Tassodarstellungen in der Villa Massimi in Rom und bildete sich durch Studien nach 
Dürer. In seinen Tassobildern „Rinaldo und Armida", der „Entzauberung des Waldes" und der 
gßesitznahme der heiligen Grabeskirche durch Gottfried von Bouillon und die Kreuzfahrer" ist er noch 
gatnz Romantiker; er strebte aber nach der Bildung eines kirchlich-nationalen Stils, wie besonders seine
	        
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